SV GELNHAUSEN 1924 E.V.

Schwimmen

Die Gründung des eigenständigen Schwimmvereins Gelnhausen am 1. November 1924 weist Parallelen mit einem Gewitter auf. Wenn man die Zeitungsartikel aus den frühen Zwanziger Jahren verfolgt und die Erzählungen von damaligen Zeitzeugen, vor allem des Mitbegründers und  Ehrenvorsitzenden Ferdinand Schmitt, hört, dann gewinnt man nachträglich einen Eindruck von den aktiven Kräften der „Rebellion” unter den Schwimmern, die schließlich mit ihrem spektakulären Austritt aus dem 1. Gelnhäuser Fußballclub ihre Unabhängigkeit demonstrieren. Das liest sich so: „35 ausgetretene Mitglieder der Schwimmabteilung des 1. GFC 03 gründeten mit Freunden des edlen Schwimmsportes einen Schwimmverein, der lediglich das Sportschwimmen, wie es der Deutsche Schwimmverband vorschreibt, und Leichtathletik betreibt.” Der erste Vorsitzende des Schwimmvereins Gelnhausen ist Jean Walther, sein Schriftführer Theodor Winkel. Willi Pahls führt die Kassengeschäfte. Von Anfang an veranstaltet der junge Verein neben seiner sportlichen Betätigung auch gesellschaftliche Feiern, um den Zusammenhalt der Mitglieder zu festigen und um neue Mitglieder zu werben.

Auch nach der Gründung des SVG existieren in Gelnhausen zwei Schwimmabteilungen, die des Fußball- und des Turnvereins sowie die Schwimmer des SVG, die sich die Übungsabende in der städtischen Badeanstalt teilen, während das allgemeine Volksbad nur streng getrennt nach Geschlechtern benutzt werden darf. Wer die damaligen Eintrittspreise (Erwachsene 20 Pfg., Jugendliche 10 Pfg.) mit den heutigen vergleicht, der wird gewisse nostalgische Empfindungen, Erinnerungen an die „schöne, alte Zeit” nicht unterdrücken können.
Das „Gelnhäuser Tageblatt” begrüßt damals, „dass auch in Gelnhausen wieder ein Verein existiert, der in der Hauptsache das Schwimmen betreibt, weil dies doch unbestritten der beste und gesündeste Sport” sei.
Auf dem Weg von einem kleinen, exklusiven Zirkel von „Gewohnheitsschwimmern” zum echten Volkssport sind die vielen sportlichen und werbewirksamen Schwimmfeste bedeutungsvoll, die der SVG entweder in Gelnhausen selbst veranstaltet oder auswärts mit jeweils beträchtlichem Erfolg besucht.
Anders als heute, wo mehr die kühle, nüchterne Leistung im Vordergrund steht, ist damals bereits der Festzug der teilnehmenden Vereine zum Schwimmbad ein Ritual, das zum Schwimmfest gehört.
In dieser Zeit sind es vor allem folgende Namen, die regelmäßig in den Siegerlisten der 20er und 30er Jahre auftauchen: Peter Hövels, Lina Ley, Heinrich Schubert, Fritz Schmidt, Rudolf Sebastian, Wolfgang Schaum, Ferdinand Schmitt, Heini Müller und August Prescher.
Doch auch bei Veranstaltungen in anderen Sportarten zeigen sich die Wassersportler von ihrer besten Seite, was die Ergebnisse bei den regelmäßig stattfindenden Waldläufen belegen. Langsam beginnt der Verein, einen festen Platz im Leben der Stadt einzunehmen, wozu sowohl die sportlichen Erfolge als auch die gesellschaftlichen Veranstaltungen ihren Teil beitragen.
Bereits in diese Gründerzeit reicht die Tradition des Nikolaus-Abends zurück, der seit 1973 als „Nikolausschwimmen” im Hallenbad veranstaltet wird. Von Beginn an herrscht in dem Club mit den blau-weißen Vereinsfarben auch der notwendige Blick über den eigenen Beckenrand hinaus. Viele auswärtige Schwimmfeste werden besucht, und selbst an den großen Jugend-Kundgebungen des Deutschen Schwimmverbandes nehmen einige Male heimische Schwimmer teil.

Am 31. Juli 1927 vollbringt der SVG ein „für die Verhältnisse einer Kleinstadt außerordentliches Werk” („Gelnhäuser Tageblatt”), als er ein eigenes Bad einweihen kann, dem bald die Errichtung eines ebenfalls vereinseigenen Heimes gegenüber der Schandelbachmündung folgt. Beide Einrichtungen sind wesentliche Meilensteine auf dem langen Weg des Schwimmvereins zum heute über 1200 Mitglieder starken Verein. Aus Anlass der Heim-Einweihung kommt mit Dr. Geisow sogar der Präsident des Deutschen Schwimmverbandes nach Gelnhausen, um die Festrede zu halten. Dies zeigt die Bedeutung des Anlasses. Der damalige sportliche Leiter des SVG, Georg Röder, hat maßgeblichen Anteil an der Entstehung des Vereinsheimes, während dessen Weihefeier als humoristische Einlage ein „Filmoperateur” vom Sprungbrett ins Kinzigwasser fällt.
Am 30. März 1929 steht das Schicksal des jungen Vereins, dessen Vorsitzender Jean Walther kurz vorher verstorben ist, auf dem Spiel. Nachdem die vorhergegangene Jahreshauptversammlung und die dort durchgeführte Wahl für ungültig erklärt werden, stellt sich die Frage nach dem Weiterbestehen des Vereins oder nach einem Anschluss an den Turnverein. Diese Krise des SVG, die an die Substanz geht und dadurch fast seine Existenz kostet, wird von den „zusammengetrommelten” Mitgliedern durch ein überzeugendes Votum für die weitere Selbständigkeit und die Wahl eines neuen Vorstandes überwunden. In dieser Situation wird Georg Seiler zum Vorsitzenden gewählt, Stellvertreter: Martin Kleuters, Schriftführer: Theodor Winkel, Kassierer: Karl Hofmann, sportlicher Leiter: Georg Röder, Schwimmwarte: Emil Roth, Fritz Schmidt, Ferdinand Schmitt.
Noch immer existieren zu diesem Zeitpunkt in Gelnhausen zwei schwimmsport-treibende Vereinigungen nebeneinander, die sich nicht ohne Rivalität gegenüberstehen. Unter diesem Vorzeichen wird das Lokalderby anläßlich der Verfassungsfeier im August 1930 zwischen den Mannschaften des Schwimmvereins und des Turnvereins, das die Aktiven des SVG sowohl im Schwimmen als auch im Wasserball für sich entscheiden können, gesehen und empfunden. Diese Kraftprobe ist aufgrund der vorangegangenen Ereignisse mehr als ein Wettkampf, sie ist zugleich eine Prestigefrage, die im Endergebnis dem SVG weiteren Auftrieb für seine Arbeit gibt. In dieser Zeit geht es bereits auch um politisch-ideologische Ausandersetzungen in den verschiedenen Gliederungen des Deutschen Schwimmverbands. Im Schlußakkord der untergehenden Weimarer Republik und im zeitlichen Vorfeld des heraufziehenden Nationalsozialismus machen diese Kontroversen auch vor der Sportbewegung nicht halt. An der Oberfläche bleibt der SV Gelnhausen von diesen aufziehenden Zeichen noch verschont, als 1932 Ferdinand Schmitt zum 1. Schwimmwart gewählt wird.

Der Nationalsozialismus mit seinem totalitären Anspruch erschwert zunehmend die Arbeit des jungen Vereins. Die Mitgliederzahl des unabhängigen Schwimmvereins der Barbarossastadt schmilzt unter dem umfassenden, alles beherrschenden Anspruch des Regimes auf die Jugend immer mehr zusammen, bis ihm von der Anordnung, dass alle Vereine unter dem willkürlich verordneten Limit von 50 Mitgliedern aufzulösen seien, der Todesstoß versetzt wird. Kurz vor Beginn des Krieges hört der SVG auf zu existieren.
Nach dem 2. Weltkrieg, der auch in Schwimmerkreisen Gelnhausens schwer zu ersetzende Verluste verursacht, beginnt der Schwimmsport als zartes Pflänzchen wieder aufzublühen. Die alliierten Siegermächte untersagen zunächst alle Vereinstätigkeit und lassen lediglich eine alle Sportarten umfassende „Sportvereinigung Gelnhausen” zu. So bildet sich unter deren Dach rasch auch eine Schwimmabteilung, die mit Elan und Ideen das vor dem Krieg zwangsweise abgebrochene Werk der Förderung des Schwimmsports in der Barbarossastadt wieder aufnimmt; unermüdliche Idealisten sind dabei Peter Hövels als Abteilungsleiter – der sich in der Folge große Verdienste um den Verein erwirbt – und Ferdinand Schmitt als Schwimmwart. Erst 1948 können in dem wegen seiner Kälte stets berühmt-berüchtigten Kinzigbad wieder die ersten Wettkämpfe stattfinden.
Bald danach kommen mit dem Jugendschwimmer Helmut Hartwig die ersten überregionalen Erfolge für die Schwimmabteilung des nun unter „Sportverein Gelnhausen” firmierenden Clubs. Stück für Stück geht die Aufwärtsentwicklung weiter, noch im gleichen Jahr schließen sich alle schwimmsporttreibenden Vereine von Gelnhausen, Bad Orb, Steinau und Büdingen zu einem Schwimmkreis zusammen, dessen Vorsitzender zunächst Peter Hövels und ab 1950 Ferdinand Schmitt wird. Für lange Zeit gehören die Schwimmfeste in diesen Städten zu den jeweiligen Höhepunkten der Schwimmsaison. Die amerikanischen Besatzer fördern auf ihre Weise den Schwimmsport, indem sie häufig den Transport der Wettkampfmannschaft mit Armee-Lastwagen, sogenannten „Ami-Trecks” übernehmen. Dabei knüpfen die SVG-Kinder und Jugendlichen die ersten Kontakte zu dem amerikanischen „Nahrungsmittel” Kaugummi. Wiederholt gehen auch GIs als Schwimmer oder Springer für den SVG an den Start.
Auf einer höheren Ebene verdient sich in der Zwischenzeit das größte Talent jener Jahre, Helmut Hartwig, seine Sporen: bei Hessischen Jugend-Meisterschaften in Fulda wird er 1950 Sieger im 100m-Brustschwimmen in der Zeit von 1:33,2 Minuten. Damit geht er als erster Hessischer Jugendmeister des Gelnhäuser Schwimm-sports in die Annalen ein.
Diese landesweiten Erfolge der Gelnhäuser Schwimmer verfehlen ihre Wirkung auf die Besetzung und die Attraktivität der eigenen, stets von vielen Zuschauern besuchten Schwimmwettkämpfe nicht. Bald kommen, dank der guten Verbindungen zum Hessischen Schwimmsport, auch Landesmeister und Spitzenkönner nach Gelnhausen. Sie verleihen dem eher provinziellen Rahmen einen Hauch von meisterlicher Atmosphäre. Dabei lockern die Veranstalter mit humoristischen Einlagen, die allen Schwimmern und Gästen am Beckenrand sehr viel Vergnügen bereiten, die sportlichen Wettkämpfe auf. Unvergessen sind das „Riesen-Kinzigkrokodil” (das vor aller Augen einen Jungen „verschlingt”), „Dr. Eisenbart” und andere Attraktionen.
Wer den bis heute ungebrochenen Einsatz von Ferdinand Schmitt kennt, der aus dem Springerlager stammt, der wird nicht überrascht sein, dass bereits 1952 ein hessisches Springertreffen in Gelnhausen veranstaltet wird, über das der „Schwimmer”, das offizielle Organ des Deutschen Schwimmverbands, wie folgt berichtet: „Dass auch ein kleiner Landverein eine größere schwimmsportliche Veranstaltung mustergültig durchführen kann, wenn die Organisation bestens vorbereitet ist, zeigt der landesverbandsoffene Springertag des Sportvereins Gelnhausen, zu dem sich über 1000 Zuschauer einfanden.”
Die skizzenhaft dargestellten Mosaiksteine aus dem Vereinsleben dokumentieren, wie systematisch die Schwimmer, Springer und Wasserballer aus der Barbarossastadt stufenweise die Bühne des hessischen Schwimmsports betreten, eine Bühne, die sie bis zum heutigen Tag nicht wieder verlassen haben. Inzwischen sind sie aus der Statistenrolle geschlüpft und häufig sogar zu Hauptdarstellern geworden.
Da dem Schwimmverein bis 1973 der Vorteil eines Hallenbads verwehrt ist, gehört es selbstverständlich auch 1953 für die Aktiven des Schwimmkreises zu den seltenen Attraktionen, wenn ein eigenes Schwimmfest in einem Hallenbad durchgeführt wird. Aus diesem Grund ist auch das erste Hallen-Schwimmfest, das der SV Gelnhausen im Frankfurter Hallenbad veranstaltet, eine Sensation dieser Apriltage. Ferdinand Schmitt veröffentlicht zu dieser Zeit seine „Gedanken zum Bau eines Hallenbads in Gelnhausen”. Sie finden allerdings erst knapp zwei Jahrzehnte später eine moderne und sportgerechte Verwirklichung.
Unterdessen müssen sich die Gelnhäuser Schwimmer noch lange in den weder hygienisch noch temperaturmäßig vorteilhaften Wellen des Kinzigbades quälen, das 1954 wieder einmal einen – natürlich inoffiziellen – Schlechtwetter-Rekord aufweist.
Die Synthese von erfahrenen und jungen Mitgliedern zeigt sich in dem erfolgreichen Auftreten der Seniorenschwimmer, wobei mit dem Vorstandsmitglied Hans Becker in der Seniorenklasse zum erstenmal der Name des Sportvereins Gelnhausen in die Siegerlisten des Deutschen Schwimmverbands eingetragen wird.

Zwischen der Gründung des SV Gelnhausen und seiner Wiedergründung bestehen auffallende Parallelen, denn beide Akte vollziehen sich mit der Heftigkeit eines Gewitters. Als Tag der wiedergewonnenen Selbständigkeit geht der 24. Juni 1955 in die Chronik ein. Diesem Schritt sind Auseinandersetzungen im Sportverein Gelnhausen vorausgegangen, die mit dem Austritt der Turner und der Fußballer aus der Gemeinschaft beginnen und mit dem Übertritt der Handballabteilung zum GFC und dem Austritt der Schwimmer enden. „Es knistert im Gebälk des Sportvereins Gelnhausen bedrohlich weiter”, schreibt die „Neue Presse” in diesen Tagen.
Der auf der Gründungsversammlung gewählte Vorsitzende des Schwimmvereins Gelnhausen, Ferdinand Schmitt, hat in einer Kontinuität ohne Beispiel bis 1979 diese Funktion ununterbrochen inne und hat aus dem Verein einen über Hessen hinaus anerkannten Club geformt.
Die Mitgliederentwicklung, neben den sportlichen Leistungen und der Breitenarbeit wesentlicher Gradmesser der Bedeutung eines Vereins, steigt Jahr für Jahr rapide an. Zusammen mit den 158 Mitgliedern, die aus der Spaltung hervorgehen und den Übertritt mitvollziehen, bekennen sich innerhalb eines Monats noch einmal 157 hinzu, so dass der Verein bereits im August 1955 stolze 315 Mitglieder zählt. Um auf die Tradition des Schwimmsports in Gelnhausen und auf dessen Wurzeln hinzuweisen, erhält er den offiziellen Namen „Schwimmverein Gelnhausen 1924 e. V.”. Bald segeln die Schwimmer, Springer und Wasserballer im Aufwind von Erfolg zu Erfolg und stellen die Leistungskraft des kleinstädtischen Vereins eindrucksvoll unter Beweis, wobei die traditionellen humoristischen Darbietungen Bestandteil der Schwimmfeste bleiben.

Auf den Hessischen Meisterschaften der Vereine ohne Winterbad (VoW), an denen zu dieser Zeit noch die überwiegende Anzahl der Landesvereine teilnehmen, macht erstmals ein Schüler-Springer von sich reden: Rainer Zweifel. Er hat später jahrelang den Titel eines Hessischen Meisters im Kunstspringen geradezu abonniert und kann sogar in die deutsche Elite vorstoßen. Die sportlichen Erfolge des Eleven von Ferdinand Schmitt verfehlen ihre Wirkung auf die Vereinsentwicklung nicht. Nur ein Jahr nach der Neugründung ist die Mitgliederzahl bereits auf 400 angewachsen, und das Gelnhäuser Schwimmfest wird zunehmend zu einer schwimmsportlichen Attraktion im Kinzigtal. 1956 ist mit der Mannschaft der „BSG Empor Grabow” (Mecklenburg) sogar ein Verein aus der damaligen DDR beim SVG zu Gast.
Die Steigerungen gelingen dem Verein Schlag auf Schlag. Mit dem Schüler Heinz Sawoddeck wird das 500. Mitglied aufgenommen, womit eine magische Zahl erreicht wird, die Auskunft über Ansehen und Leistungsfähigkeit des SVG gibt. Diese Leistungsstärke zahlt sich rasch in sportlicher Münze aus. Es ist Rainer Zweifel, der in Alsfeld bei den Hessischen Jugendmeisterschaften als erster Aktiver des neuen Schwimmvereins Gelnhausen 1924 e. V. einen Landestitel erringt. Diese Sensation führt dazu, dass die Stadt dem jungen Titelträger eine Ehrung im Rathaus zuteil werden lässt. Auf diesem Weg gewinnt der SVG auch an gesellschaftlichem Ansehen in seiner Heimatstadt.

Sehr weitblickend sind die regelmäßigen Hallenbadbesuche in den Wintermonaten des Jahres. Der SVG organisiert unter beachtlichen Schwierigkeiten einmal monatlich Busfahrten nach Frankfurt, später nach Friedberg und schließlich nach Hanau. Diese enden erst mit der Inbetriebnahme des Gelnhäuser Hallenbades. Verdruss kommt auf, als nach dem Abbruch des Frankfurter Zentralhallenbades der SVG aus dem überforderten Fechenheimer Hallenbad weichen muss. Doch die SVG-Aktiven machen angesichts dieser Schwierigkeiten mit dem regelmäßigen monatlichen Training gewaltige Anstrengungen, um in Friedberg ein Schwimm-„Asyl” zu finden.
Diese Situation führt zu dem von Ferdinand Schmitt in dieser Zeit mehrfach öffentlich vertretenen Plan, der Schulträger möge in Zusammenarbeit mit dem Land ein Lehrschwimmbecken für die Schulen bauen. Mit dem einprägsamen Slogan „Schwimmbäder bauen heißt Krankenhäuser sparen”, der auch heute noch nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat, wird diese Idee propagiert. Sie ereilt das gleiche Schicksal wie die zuvor gemachten Vorschläge zum Bau eines Hallenbades in Gelnhausen; die Zeit ist noch nicht reif dafür. Doch auch unter diesen Umständen beginnt der Schwimmverein Gelnhausen, seinen Weg zur Spitze der besten hessischen Vereine ohne Winterbad (VoW) anzutreten.
Mit Wolfgang und Stefan Grössl sind zwei starke Schwimmer zum SVG gestoßen, die zusammen mit Herbert Geis, Joachim Janik und Hans Müller das Rückgrat der Mannschaft bilden. In dieser Zeit gelingt es sogar, die Bestzeit in der 4 x 100m-Bruststaffel der hessischen VoW nach Gelnhausen zu holen. Über ein Jahrzehnt bleibt diese Paradedisziplin das Glanzstück der Gelnhäuser Schwimmer.
Mit der „Neuerwerbung” von Friedhelm Rudolf als ehrenamtlichem Trainer und Schwimmwart lässt sich die stetige Aufwärtsentwicklung von Jahr zu Jahr mit Händen greifen. Der Wetzlarer, der beruflich nach Gelnhausen gelangt, ist mit geregeltem, nach neuesten Methoden gestaltetem Training der Wegbereiter der schwimm-sportlichen Erfolge, die der SVG bis zum heutigen Tag mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks erzielt. Natürlich werden in diesen Jahren die sportlichen Brötchen noch ein wenig bescheidener gebacken als heute unter wesentlich besseren Bedingungen. Die – an den heutigen Voraussetzungen gemessen – miserablen Voraussetzungen für das Training von Leistungssportlern jener Jahre lässt die Ungeduld wachsen. Aus diesem Grund initiiert der SVG-Vorsitzende Ferdinand Schmitt einen „Bürgerausschuss für Badbau”, dessen Vorsitzender er zugleich wird. Dieser Ausschuss darf sich als Vorläufer einer Bürgerinitiative sehen, die zu dieser Zeit nicht so an der politischen Tagesordnung sind wie heute. Ziel dieses Engagements von Bürgern ist der Bau eines modernen Freibads in der Kreisstadt, womit Gelnhausen in die Reihe der Städte mit repräsentativem Schwimmbad eingeordnet werden soll. Allerdings hat dieser Ausschuss wesentliche Klippen zu überwinden, bis das heute bereits zum Stadtbild gehörende Freibad im Osten der Stadt fertiggestellt werden kann. Während der Bauzeit war der SVG im Schwimmbad Roth im Domizil. Nach über 30 Jahren ist es kein Wunder, dass ausgerechnet im Jubiläumsjahr 1999 eine aktuelle Diskussion um die notwendige Sanierung und Neugestaltung dieses Freibades eingesetzt hat.

Zur Geschichte des SVG gehört es, dass nie der Blick über die engen Grenzen der Heimat vergessen wird. So ist es selbstverständlich, dass nach dem Abschluss des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrages und dem damit verbundenen Jugendaustausch bereits 1964 eine Gruppe des Schwimmvereins in die Partnerstadt Clamecy fährt. Maßgeblichen Anteil an dieser Freundschaft hat auf französischer Seite der später weltberühmte und tragischerweise verschollene Weltumsegler Alain Colas, der damals Vorsitzender des Canu- und Kajak-Clubs von Clamecy ist. Da die Geburtsstadt des Dichters Romain Rolland keinen Schwimmverein hat, wird der Clubvergleichskampf in der Departementshauptstadt Nevers gegen den dortigen Club Nautique Nivernais ausgetragen. Inzwischen hat diese enge Bindung zu Nevers seit 35 Jahren ununterbrochenen Bestand. Auch in diesem Jubiläumsjahr werden die französischen Schwimmfreunde von der Loire dem SVG wieder ihren Besuch abstatten. Getreu dem eingespielten Rhythmus: In Jahren mit geraden Zahlen fährt der SVG nach Burgund, und schreiben wir ungerade Zahlen, dann kommen die französischen Schwimmer nach Gelnhausen.

Im gleichen Jahre der ersten Frankreichfahrt geht der Stern eines Schwimmers auf, der nahezu ein Jahrzehnt das glitzernde Aushängeschild des Schwimmvereins Gelnhausen bleibt, dem es sogar gelingt, in die Deutsche Jugend-Nationalmannschaft berufen zu werden: Peter Reder. Seinen ersten großen Erfolg erringt er in Heppenheim, wo er mit 14 Jahren das 200m-Brustschwimmen bei den Hessischen VoW-Meisterschaften gewinnt.
Wesentliche Trainingsverbesserungen für die gesamte Wettkampfmannschaft entstehen durch das moderne Freibad, das endlich am 8. Juli 1965 bei empfindlicher Kälte eröffnet wird, so dass die Berichterstatter von einer Eröffnung im „grünen Winter” schreiben. Seit dem ersten Spatenstich sind bis zur Freigabe für die schwimmsportbegeisterte Bevölkerung und die Schwimmer immerhin zwei Jahre ins Land gezogen. Das moderne Bad und die Anziehungskraft des erfolgreichen Zugpferds Peter Reder, der 1966 zu mehreren Länderkämpfen der deutschen Jugend-Nationalmannschaft eingeladen wird, sind ausschlaggebend dafür, dass sich rasch eine schlagkräftige Wettkampfmannschaft unter der Leitung von Friedhelm Rudolf bildet, die bald zu den stärksten in Hessen gehört. Plötzlich sind Landestitel in Gelnhausen keine Seltenheit mehr, die Leistungen und Erfolge der Barbarossastädter füllen die Schlagzeilen der heimischen und auch der überregionalen Zeitungen. Mit einem Freibad, das sich sehen lassen kann, und einer starken Wettkampftruppe werden auch repräsentative Veranstaltungen nach Gelnhausen vergeben, wobei die Hessischen Jugendmeisterschaften 1966 den Anfang machen.
Für Gelnhausens Schwimmer öffnet sich die Tür nach außen. Auch Berlin mit seinem traditionellen „Totengedenkschwimmen” wird plötzlich eine Reise wert; erstmals nehmen mit der Lagenstaffel (Klaus Stutzer, Rolf Müller, Peter Reder und Achim Pückler) Aktive des SVG an dieser bedeutenden Veranstaltung des Deutschen Schwimmverbandes teil. Berlin bleibt im Visier des SVG, man macht sich auf die Suche nach einem Partnerverein, den man in dem Berliner SV Friesen findet. Mehrere Jahre lang besuchen sich die beiden Vereine gegenseitig und bestreiten Wettkämpfe.
Die starke Mannschaft des Schwimmvereins Gelnhausen beherrscht in den Jahren 1967 bis 1970 die Gruppe der hessischen und auch der deutschen Vereine ohne Winterbad. Doch genießt die SVG-Truppe nicht nur im Kreis der „vom Schicksal benachteiligten VoW-Vereine” hohes sportliches Ansehen, sondern auch im Wettbewerb mit allen hessischen Vereinen gilt die Leistungsstärke der Gelnhäuser viel. Vier Jahre hintereinander Hessische Vizemeister in der Bruststaffel und zwei Hessische Rekorde in der 4 x 200m-Bruststaffel signalisieren, dass Gelnhausen in Hessens Schwimmsport mitreden kann. Dabei ist es für das Prestige bedeutend, dass der Landesrekord ausgerechnet Hessens renommiertestem Verein, dem DSW 12 Darmstadt, abgejagt werden kann.
Aus bescheidenen Anfängen ist der SVG in kurzer Zeit unter fachkundiger Leitung, mit begabten Schwimmern und guten Bedingungen zu einer gefürchteten Equipe in Hessens Schwimmerlager geworden, wofür allein 24 Hessische Titel im Jahre 1967 ein deutliches Zeugnis ablegen.
Dieser Leistungsboom hat einen Magnet-effekt ausgeübt, denn viele Nachwuchsschwimmer treten in die Fußstapfen der Wettkampfspitze, so dass der SVG ein Reservoir zur Verfügung hat, das es möglich macht, bei den Hessischen VoW-Bestenkämpfen in Gelnhausen mit zwei Staffelbesetzungen die Plätze 1 und 2 in der Bruststaffel zu belegen. In dieser Lage bleibt der Ruf nach einer Wasser-Erwärmungsanlage nicht aus, die dann auch bald eingebaut wird und die Trainingsvoraussetzungen noch wesentlich verbessert.
Aus den Schülern werden Studenten: einträchtig schwimmen und springen Klaus Stutzer, Ursula Hentschel, Rolf Müller, Rainer Zweifel und Heimo Jordan auf den Deutschen Hochschulmeisterschaften. 1968 gelingt Ursula Hentschel in Borghorst in der 4 x 100m-Freistilstaffel der erste Titelgewinn.

Die ersten nationalen Meisterschaften und damit ein Höhepunkt im Vereinsleben werden 1969 mit den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Schwimmen und Kunstspringen in Gelnhausen ausgetragen. Die Anwesenheit von Schwimmern aus dem gesamten Bundesgebiet und von zwei Fernsehteams rückt Gelnhausen als Austragungsort für kurze Zeit in den Mittelpunkt des deutschen Schwimmgeschehens. Umso erfreulicher, dass mit Rolf Müller und Heimo Jordan in der 4 x 100m-Bruststaffel der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität zwei weitere Deutsche Meister und mit Rainer Zweifel ein Vizetitel in der Barbarossastadt zurückbleiben.
Einen schweren Verlust erleidet der Verein mit dem Tod seines verdienstvollen Ehrenvorsitzenden Peter Hövels, der 1968 im Alter von 74 Jahren nach langer, schwerer Krankheit stirbt.

Das Leben des Vereins geht weiter, sein sportliches Dasein darf nicht allein von den Spitzenschwimmern bestimmt werden, sondern er braucht eine Basis, aus der die Spitze herauswachsen kann. Der SVG besinnt sich auf eine positive Form der Nachwuchssichtung und -werbung, indem er ein Schüler-Schwimmfest organisiert. Durch dieses Sieb der sportlichen Auslese schlüpfen viele Talente in den Topf der Wettkampfmannschaft, womit aus „Anfängern von heute – Meister von morgen” werden.
Danach betritt ein Vertreter des SVG ein weiteres Podest des schwimmsportlichen Lebens. Mit Rolf Müller, dem Pressewart des Vereins, wird 1968 erstmals ein Repräsentant des Clubs in den Vorstand des Hessischen Schwimmverbandes gewählt. 1970 beginnt dann für Friedhelm Rudolf die Karriere als Landesschwimmwart des HSV. Dieses Amt hat er noch inne und ist damit der dienstälteste Schwimmwart eines Landesverbandes.
Im Jahr der 800-Jahr-Feier der Stadt Gelnhausen, 1970, ehrt die Stadtverordnetenversammlung mit Karl Wagner (GFC), Heinz Wölfle (DLRG) und dem SVG-Vorsitzenden Ferdinand Schmitt drei verdiente Vertreter des Sports, die über Jahrzehnte dem Gelnhäuser Sportleben wertvolle Impulse gaben, durch die Verleihung des Stadtsiegels.
Im selben Jahr nehmen zahlreiche Aktive des SVG in der Mannschaft der Barbarossastadt Gelnhausen an dem internationalen Fernsehwettbewerb „Spiel ohne Grenzen” teil, die nach ihrem Sieg im nationalen Vergleich gegen Biedenkopf in Berlin sogar die europäische Runde gewinnt. Auf dem schwimmerischen Sektor kommen auf leisen Sohlen die jüngeren Jahrgänge in die vordere Linie des Erfolgs: Wolfgang Zimmer, Reinhard Breyer, Herbert Jüngst, Tim Karsten, Ulrike Bechtold, Iris Müller, Gisa Weise sind Namen, die immer wieder in den Siegerlisten zu finden sind. Mit Wolfgang Zimmer, der später auf tragische Weise den Tod findet, gelingt einem zweiten SVG-Schwimmer der Sprung in den Deutschen Jugend-Nationalkader.
1970 findet eine zweite bundesdeutsche Repräsentativ-Veranstaltung in Gelnhausen statt: die Deutschen Bestenkämpfe der Vereine ohne Winterbad, die zu einem überragenden Triumph der Gastgeber werden. Die Ausbeute ist geeignet, den Abschied des SVG aus dem Reigen der Deutschen VoWs glanzvoll zu gestalten: drei Titel für Peter Reder, Sieg für Rainer Zweifel und die Bruststaffel mit Klaus Stutzer, Rolf Müller, Heimo Jordan und Peter Reder, dazu viele Prominente aus dem deutschen Schwimmerlager und das Fernsehen im heimischen Bad.
Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass ein Verein mit Spitzenschwimmern allein nicht existenzfähig ist. Aus dieser Erkenntnis schlägt der SVG ein weiteres Kapitel im Buch des Breitensports auf, indem er sich der bundesweiten „Trimm-Aktion” anschließt und 1971 erstmals ein Volksschwimmen durchführt. Diese Erweiterung des Angebots muss zu den Leistungen eines kleinstädtischen Vereins gehören, wenn er nicht einseitig dem wettkampforientierten Leistungsgedanken verfallen will.
Als ein zweites Bein in sportlicher Hinsicht beginnt sich bei den Kunstspringern eine Troika herauszubilden, die den Markt der hessischen Kunstspringer beherrscht. Rainer Zweifel und seine Nachfolger Dieter Dörr und Udo Wieschnowsky reifen unter der Leitung von Ferdinand Schmitt zu Brett-Artisten heran.

Fast 20 Jahre, nachdem der SVG-Vorsitzende seine „Gedanken zum Bau eines Hallenbads in Gelnhausen” veröffentlicht hat, wird der Traum eines solchen Bades in der Kreisstadt Wirklichkeit. Träger ist ein „Zweckverband”, dem die Stadt Gelnhausen, die Gemeinden Gründau und Linsengericht sowie der Kreis Gelnhausen angehören. Mit einem 25m-Sportbecken, einem gesonderten Spring- und einem eigenen Nichtschwimmerbecken gehört das Bad zu den modernsten und funktionsgerechtesten im Lande Hessen.
Seit der Neugründung im Jahre 1955 hatte das männliche Geschlecht im SVG den Ton angegeben und für die herausragenden sportlichen Erfolge gesorgt. Jetzt reifen die ersten weiblichen Knospen heran, die der Männer-Vorherrschaft Paroli bieten wollen. Besonders Iris Müller, Gisa Weise und Ulrike Bechtold lassen als „schwimmendes Dreimaderlhaus” in kurzer Zeit alle Vereinsrekorde fallen, die bei den Damen Bestand hatten. Mit einer solch ausgewogenen Mannschaft kann sich der SVG nun auch leichten Herzens 1971 an die Ausrichtung eines landesoffenen Nachwuchsschwimmfestes machen, bei dem die Gelnhäuser nicht nur als Gastgeber mitschwimmen, sondern zahlreiche Siege verbuchen können. Mit über 1800 Meldungen stellt diese Veranstaltung die Organisatoren vor große Probleme. Gäste aus Islands Hauptstadt Reykjavik sorgen dabei für das internationale Fluidum dieses Schwimm-festes.
Die komplette Mädchenmannschaft des SVG schwimmt im Bundeswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia” für die Grimmelshausen-Schule und siegt im hessischen Entscheid. Die Wiederholung dieses Sieges bringt die Schwimm-Mädchen erneut zum Bundesentscheid nach Berlin, wo sie hauchdünn Dritte werden. Nach „Jugend trainiert für Olympia” sorgen zwei Mitglieder des SVG auf andere Weise für olympischen Duft in der Barbarossastadt: Friedhelm Rudolf und Klaus Stutzer nehmen als Kampfrichter im Schwimmen und im Modernen Fünfkampf an den Olympischen Spielen 1972 in München teil.
Stetig weist das SVG-Barometer nach oben. Der Aufstieg der Damenmannschaft in die Landesliga gelingt, mit Uwe Möller schwimmt zum erstenmal ein SVG-Schwimmer die 100m Freistil unter einer Minute, eine Zeit, die im Jahre der Vereinsgründung noch niemand in Deutschland schwamm.
Erstmalig führt der Verein im Hallenbad Schwimmkurse für Erwachsene durch, ein Sichtungsschwimmen der Jüngsten ist mit einer Nikolausfeier in der Schwimmhalle verbunden, bei der ein Nikolaus im Schlauchboot Päckchen verteilt; die Ideen bleiben gleich, aber die Formen haben sich in den Jahren ein wenig geändert.

Rechtzeitig zum 50jährigen Jubiläum bricht der SVG einen weiteren Rekord, den im Gründungsjahr niemand erhofft hätte. Mit über 850 Mitgliedern ist er zum größten Verein im damaligen Kreis Gelnhausen aufgestiegen. Dies ist das Ergebnis eines gezielten, nie überhastet angestrebten Aufschwungs von einem exklusiven Schwimmzirkel zu einem derartig mitgliederstarken Club.
Es lässt sich als ein Seismograph für engagierte, verantwortungsbewusste Jugendarbeit werten, die nie engstirnig nur die sportliche Höchstleistung im Auge hat. Die Zeit unterliegt dem Wandel. Die primitive Wettkampfbahn in der Kinzig ist einem modernen Freibad und einem sportgerechten Hallenbad gewichen, die Bedingungen haben sich verbessert, Zeit ist ins Land gezogen. Auch nach 50 ereignisreichen Jahren voller Wandel und geprägt durch kontinuierliches, stetiges Mitgliederwachstum ist die Grenze der ehrenamtlichen Führung noch nicht erreicht. Anläßlich des 50. Jubiläums wird den Vorstandsmitgliedern Ferdinand Schmitt und Friedhelm Rudolf die goldene Ehrennadel des Hessischen Schwimmverbands überreicht. Der Idealismus beider trage das große Werk des SVG, heißt es in der Begründung.
Die Festschrift „50 Jahre Schwimmverein Gelnhausen” wird in die Deutsche Bibliothek in Frankfurt am Main aufgenommen. Das Spektrum des breitensportlichen Engagements des SVG wird durch die Schaffung der DSV-Leistungsabzeichen, welche jedermann nach seinem Können und Fortschritt im Schwimmen erwerben kann, noch attraktiver. In den folgenden Jahren werden immer mehr nicht-wettkampforientierte Veranstaltungen, besonders Jugendfahrten, angeboten und mit großem Erfolg durchgeführt. So finden unter anderem auch Besuche im ZDF-Studio in Mainz, im Marionettentheater in Steinau, Ferienfreizeiten für die Daheimgebliebenen, Skigymnastik zur Urlaubsvorbereitung, „Eckes-” und „Coca-Cola-” Betriebsbesichtigungen, Besuche bei der Bundeswehr, Filmnachmittage, Skat- und Tanzabende statt.
Um die gesellschaftliche Verbundenheit mit der Stadt Gelnhausen zu beweisen, nimmt der Schwimmverein mit einem Motivwagen aktiv am Gelnhäuser Karnevalszug teil und präsentiert sich von seiner geselligen Seite mit seinem Engagement auf dem heimischen Altstadtfest.
Nicht nur die junge Wettkampfmannschaft des Schwimmvereins Gelnhausen erringt beachtliche Erfolge, sondern auch die der Seniorenklasse angehörenden Schwimmer. So wie das vereinsinterne Miteinander zwischen den verschiedenen Generationen harmoniert, entwickeln sich auch die internationalen Kontakte mit Freundschaft und Herzlichkeit weiter.
Direkt im Anschluss an einen 17-tägigen Frankreichaufenthalt des SVG kommen Besucher aus dem schottischen Edinburgh in die Barbarossastadt. Selbst die ägyptische Jugend-Nationalmannschaft ist 1975 in Privatquartieren bei SVG-Aktiven untergebracht und wird von der starken heimischen Wettkampfmannschaft besiegt.

Während das mittlerweile mit Iris Müller, Gisa Weise, Sabine Börner, Heike Hanselmann, Ulrike Bechtold, Udo Keil, Uwe Möller, Tim Karsten, Ulf Weinert, Klaus Kern, Matthias Völler und Matthias Bechtold 12 D-Kaderschwimmer umfassende Team des SVG den größten Teil der bei der alljährlichen Gelnhäuser „Ehrung der Meister” ausgezeichneten Sportler stellt, erkennt der Hessische Schwimmverband die außerordentlichen Leistungen der Talente an, indem er Gelnhausen erstmals zum Ausrichtungsort eines D-Kaderlehrgangs auswählt.
Die alte Garde im Vereinsleben, die in der Nachkriegszeit das Steuer übernahm, den Kurs bestimmte und viele Klippen umschiffte, denkt an Kontinuität, wenn der Blick auf potentielle Nachfolger gerichtet wird.
Ein Generationswechsel steht bevor, der nicht zum Bruch mit der Vergangenheit führen wird, wenn rechtzeitig die nachrückenden jungen Vertreter, die längst eigene Positionen des Denkens und Handelns erworben haben, die Chance zum Miteinander erhalten.
Tradition ist keine Lebensversicherung für einen Verein, sie reicht ebensowenig aus wie übertriebener Reformeifer um jeden Preis.
Bei aller Bewegung und Dynamik, die den Verein erfasst hat, macht sich der Generationswechsel im Vorstand dennoch zunächst nur langsam bemerkbar. Das Computerzeitalter schleicht sich auf leisen Sohlen in das Vereinsgeschehen ein. Als erstes ergreift diese Entwicklung die Beitragseinzahlungen, die auf modernen Bankeinzug umgestellt werden. Die Zeiten, in denen ein Vereinskassierer von Haus zu Haus ging, um den Beitrag persönlich einzuziehen, sind unwiederbringlich vorbei.
Der bisherige zweite Vorsitzende, Dr. Philipp Schmitt, der weder verwandt noch verschwägert mit dem SVG-Vorsitzenden Ferdinand Schmitt ist, kandidiert nicht mehr für seine Position und wird zum Ehrenmitglied ernannt. Sein Nachfolger wird Jochen Janik, ein ehemaliger Schwimmer und Wasserballer.

Etwas noch kurz zuvor für einen Verein wie den SVG unmöglich Gehaltenes wird Realität. Mit Dieter Dörrs Teilnahme an den Sprungwettbewerben der Olympischen Spiele 1976 in Montreal und seiner bewundernswerten Platzierung (15. und 18. Platz) hat ein Mitglied des Schwimmvereins Gelnhausen erstmals olympisches Flair erleben dürfen. Durch den Boykott der Olympischen Spiele 1980 kann Dieter Dörr erst 1984 in Los Angeles, USA, weitere olympische Erfahrungen sammeln. Hier gelingt es ihm, sich um einige Plätze nach vorne zu kämpfen: Er erspringt sich den 6. Rang vom Turm und den 10. vom 3m-Brett.
Auch hinsichtlich der Internationalität des Vereins bewegt sich Ende der 70er Jahre einiges. Die im Anschluss an den Besuch der Warschauer Universitätsmannschaft in der Barbarossastadt geplante Polenreise platzt zunächst ohne Begründung durch die Verweigerung der Visa, kann aber im zweiten Anlauf 1976 doch stattfinden.
US-Schwimmer aus Venice, Florida, beglücken die SVG-Aktiven mit originellen Gastgeschenken: Prähistorischen Haifischzähnen. Im Austausch führen die Wassersportler aus dem Sonnenstaat „Spitzenprodukte deutscher Kultur” über den großen Ozean nach Amerika ein: Bierkrüge und Ebbelwoibembel. Der Gegenbesuch der Gelnhäuser Schwimmer, die mit einer 95 Mann und Frau starken Reisegruppe in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten reisen, wird trotz einiger Komplikationen zu einem unvergesslichen ereignisreichen Erlebnis.
1977 gestaltet eine neue Satzung des Schwimmvereins Gelnhausen das Vereinsleben noch jugendorientierter. Dem Jugendsprecher ist seitdem gestattet, an Vorstandssitzungen teilzunehmen und in „Belangen der Jugend” das Wort zu ergreifen. Dies ist wichtig, denn nach wie vor stellen Kinder und Jugendliche den größten Anteil an der Mitgliedschaft. In einem Schwimmverein ist für diese Gruppen auch der höchste zeitliche und finanzielle Aufwand zu erbringen, was in einer Zeitung zu der provokanten These führt: „Jugend ist ein Verlustgeschäft”, da sich die Spanne zwischen den Beitragszahlungen Jugendlicher und den für sie aufgewandten Kosten ständig vergrößere.
Während Klaus Stutzer das zweite Mal die Mittelmeer-Strecke von Capri nach Neapel schwimmerisch bezwingt, reist Iris Müller mit der HSV-Auswahlmannschaft nach Lausanne. In den Genuss dieser reizvollen Berufung in das Hessenteam und des interessanten Ländervergleichs gegen die Westschweiz kommen mit Rico Müller, Corinna Schmidt, Tim Karsten, Kai Schmidt, Michael Mrozinski, Udo Keil, Achim Schneider, Christof Kittler, Michael Hecker und Meike Müller bis heute noch weitere SVG-Aktive.
Bereits zu dieser Zeit dominiert der Gelnhäuser Verein die 1977 erstmalig ausgetragenen Main-Kinzig-Kreis-Meisterschaften im direkten Leistungsvergleich mit den anderen Schwimmvereinen des Kreises. Diese Vorherrschaft ist mittlerweile ein traditioneller Bestandteil der sportlichen Erfolgsgeschichte des SVG.
Immer stärker ziehen Veränderungen in das Vereinsleben ein, die eine behutsame Einstellung auf ein neues Zeitalter ankündigen. Nach 22 Jahren, in denen die Mitglieder durch von Vorsitzendem Ferdinand Schmitt verfassten „Rundschreiben” über das Vereinsgeschehen informiert wurden, beginnt 1977 eine moderne Ära mit der ersten Ausgabe der Vereinszeitschrift „Die Schwimmbrille”, die bis heute von Rolf Müller verantwortlich geschrieben und redigiert wird. Das vierteljährliche postalische Versenden der Vereinszeitung bedeutet eine enorme Entlastung der Aktiven, denn diese mussten die „Rundschreiben” zuvor zu Fuß austragen.
Der Verein wächst nicht nur durch die steigende Mitgliederzahl, die 1978 erstmals die magische Zahl 1000 übersteigt, sondern auch sein sportliches Angebot wird durch die Gründung der Abteilung „Moderner Fünfkampf” durch Klaus Stutzer erweitert.
Nicht nur das Angebot des Vereins wächst ständig, sondern auch die Bestleistungen der Aktiven jagen einander. Nur wenige Jahre, nachdem der erste Schwimmer des SVG die 100m Freistil unter einer Minute bezwang, gelingt diese Sensation Udo Keil auf den 100m Schmetterling.
Ein kleines Jubiläum, welches für die traditionelle Kontinuität der Arbeit des SVG steht, ist der im Jahre 1979 seit 15 Jahren bestehende Austausch zwischen dem SVG und dem Club Nautique Nevers, aus dem mittlerweile wahre persönliche Freundschaften gewachsen sind. Auch das Seeschwimmen in Groß-Krotzenburg, inzwischen zu einem kleinen Zeltlager erweitert, und das Pokalschwimmfest in Rotenburg an der Fulda gehören seit Mitte der 70er Jahre als feste Bestandteile in das Repertoire der SVG-Aktivitäten.
Erst 24 Jahre nach der Wiedergründung erfolgt der Wechsel auch an der Spitze des Vereins. Auf Ferdinand Schmitt als erstem Vorsitzenden folgt 1979 Friedhelm Rudolf. Dies kennzeichnet aber keinen Einschnitt in dem bewährten Führungspersonal, da der neugewählte Vorsitzende bereits seit den 50er Jahren als Trainer und sportlicher Leiter sehr aktiv im Vorstand mitwirkte und Ferdinand Schmitt diesem als Ehrenvorsitzender, und bis 1996 auch als Springwart, erhalten bleibt.
Anläßlich der Feierlichkeiten zu „800 Jahre Reichstag Gelnhausen” im Jahre 1980 organisiert der SVG eine 800 x 50m-Staffel, die durch große Beteiligung, nicht nur aus dem eigenen Mitgliederreservoir, sondern auch aus der Bevölkerung, fast selbst zu einem kleinen historischen Ereignis wird.
Das Karussell der Entwicklungen innerhalb des Vereins dreht sich unaufhaltsam. 1981, als Iris Müller Deutsche Hochschulvizemeisterin wird, übernimmt die junge Sportstudentin auch den Trainerposten. Diese Aufgabe ist zugleich eine sportliche und organisatorische Herausforderung, da das Training durch die Hallenbad-schließung nur in Ausweichstätten stattfinden kann. Trotz der Erschwernis durch die Fahrten nach Freigericht und die zeitlichen Belastungen schaffen sie und Christine Noll es 1982 sogar, den begehrten Deutschen Hochschulmeistertitel zu erschwimmen.
Langsam nehmen das Vereinsleben und die dazugehörige Organisation Dimensionen an, die kaum mehr ehrenamtlich bewältigt werden können. Um dieser Aufgabe Herr zu werden, wird die Mitgliederverwaltung durch Computereinsatz erleichtert, was zu dieser Zeit für einen Verein noch etwas Außergewöhnliches ist. Zusätzlich wird dem Verein 1984 eine ABM-Stelle genehmigt. Ulrich Wilhelmi wird die erste hauptamtliche Kraft zur Mitgliederbetreuung und Freizeitgestaltung.
Bei all diesen positiven Entwicklungen fehlt nur noch ein Leistungszentrum, welches als Begegnungsstätte und Dreh- und Angelpunkt des Vereinsgeschehens dienen soll. Als Motor dieses Baus, der rund zwei Jahre benötigt, treibt Friedhelm Rudolf dessen Verwirklichung voran. Der Verein stürzt dank guter Planung und dem Verkauf von „Bausteinen” nicht in ein finanzielles Loch. Aufgrund seiner günstigen Lage direkt auf dem Freibadgelände wird das Gebäude kurzfristig immer wieder für viele Vereinsmitglieder und Gäste zu einem echten Vereins-„Heim”, während der Ferienfreizeiten ebenso wie vor und nach dem Training, bei Vorstandssitzungen sowie bei geselligen Veranstaltungen und sogar als städtisches Wahllokal.

1985 gelingt der Herrenmannschaft mit dem neuen Trainer Thomas Sterkel der ersehnte Aufstieg in die DMS-Oberliga.
Trotz dieses erstaunlichen Erfolgs, der ausschließlich mit „Eigengewächsen” erzielt wird, knirscht es zwischen Trainer und Mannschaft. Dem Ruf nach neuer Besetzung des Trainerpostens folgt zunächst als Interimslösung Achim Schneider, ein aktiver Schwimmer aus den eigenen Reihen, ehe mit Karlheinz Jung die Vakanz auf dem Trainersessel beendet wird. Nach wie vor steht Achim Schneider ihm mit Rat und Tat zur Seite. 1987 führen sie gemeinsam in Gelnhausen ein intensives Trainingslager mit der Wettkampfmannschaft durch, während der Nachwuchs eifrig unter der Aufsicht von Susanne Emmel in Gießen erste Trainingslagererfahrungen sammelt. Im Jahre 1988 beginnt ein neues Kapitel in der Sportförderung. Die „Sparkassen-Stiftung Main-Kinzig” vergibt Stipendien, und regelmäßig kommen auch SVG-Aktive in den Genuss dieser Sponsoren-Unterstützung: Michael Mrozinski (1988), Kai Schmidt (1989,1990,1991), Andreas Haldy (1992), Lieselotte Henning (1993), Johann Masold (1993), Michael Hecker (1994,1995,1997,1998,1999), Christof Kittler (1994,1995,1998,1999), Thorsten Jührs (1995) und Marco Mazzone (1997).
Trotz der Turbulenzen um den mehrfachen Trainerwechsel schaffen es vier Aktive des SVG, Alexandra Reuther, Kai Schmidt, Stefan Hügel, Matthias Löffler und Friedhelm Rudolf als Betreuer, durch den Hessischen Schwimmverband für einen Austausch mit Florida, USA, nominiert zu werden. Drei Jahre später, 1990, sind erneut drei Schwimmer aus der Gelnhäuser Wettkampfmannschaft mit der Hessischen Auswahlmannschaft unterwegs: Kai Schmidt, Uwe Jung, Andreas Haldy und Achim Schneider als Trainer nehmen an einem Trainingslager in Ancorage, Alaska, teil.

Die Vereinsarbeit findet auch außerhalb der Mitgliedschaft und der engeren geographischen Grenzen Anerkennung. Der SVG wird durch den hessischen Sozialminister für seine Jugendarbeit und sein Mitgliederengagement gewürdigt, weil er mit seinen Angeboten des Babyschwimmens, des Eltern-Kindschwimmens und der Ferienfreizeiten auch mit über den Wettkampfsport hinausreichenden Aktivitäten kulturell aktiv werde.
Würdigungen von hoher staatlicher Ebene gibt es auch für den Vorsitzenden persönlich. Für sein vereinsinternes Engagement, aber auch die ehrenamtlichen Tätigkeiten auf HSV- und DSV-Ebene, wird Friedhelm Rudolf im Jahre 1990 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Damit folgt er Ferdinand Schmitt, dem diese Ehre bereits 1976 zuteil geworden ist.
Auf eine ganz besondere Weise verändert die deutsche Wiedervereinigung das sportliche Leben des Vereins. Denn der erfolgreiche ehemalige Trainer der DDR-Damennationalmannschaft, Eberhard Mothes, übernimmt das „Regiment” über die Wettkampfmannschaft. So scheint es kein Zufall zu sein, dass der bestens ausgerüstete Kraft-raum gerade 1991 eingeweiht wird. Das systematische, intensivierte Training und die Motivationskünste des erfahrenen Sportlehrers tragen rasch Früchte. Die junge Damenmannschaft schafft den kontinuierlichen Aufstieg von der zweiten Bezirksklasse bis in die Oberliga. Dieser erfolgreiche „Aufwind” frischt das sportliche Image des SVG gehörig auf und schafft eine solide Basis für das Leistungshoch der folgenden Jahre.
Mit der Förderung durch das „Möbel-Walther-Sportstipendium” werden der Trainingsaufwand und die sportlichen Erfolge talentierter SVG-Sportler anerkannt. Christof Kittler (1992,1993,1994), Thorsten Jührs (1993), Meike Müller (1995), Jens Thierse (1996), Andreas Kaminski (1997) und Matthias Zientek (1998) sind die bisherigen Preisträger aus der SVG-Wettkampfmannschaft, die in den Genuss der privatwirtschaftlichen Sportunterstützung gekommen sind.

Das Hallenbad kommt in die Jahre und wird für rund 10 Millionen DM saniert und modernisiert. Aus diesem Grund bleiben seine Tore vom Juni 1992 bis zum Januar 1994 geschlossen. In den 25 Jahren seines Bestehens haben über 2 Millionen schwimmbegeisterte Besucher das Freizeitangebot angenommen und das Bad zu einem beliebten Treffpunkt werden lassen.
Während die Mitgliederzahlen angesichts dieser langen Hallenbadschließung um knapp 200 sinken, bleibt der sportliche Aufwärtstrend der Mannschaft ungebremst. In den Hallenbädern von Freigericht, Büdingen, Schlüchtern, Hanau, Nidderau, Erlensee, Frankfurt und Bad Soden-Salmünster finden die Aktiven freundliches Trainingsexil und scheinen die notwendigen täglichen Transporte noch als einen Kitt zu verstehen, der den Zusammenhalt stärkt. Dieser Zusammenhalt begleitet die Herrenmannschaft der Grimmelshausen-Schule, ausschließlich durch den SVG gestellt, zum Bundesentscheid nach Berlin. Fast ein Vierteljahrhundert, nachdem die Gelnhäuser Schülerinnen den Sieg im Landesentscheid „Jugend trainiert für Olympia” erringen konnten, gelingt es den Schülern 1993, 1994 und 1996 gleich drei Mal, als beste hessische Mannschaft ihr Bundesland, das Gelnhäuser Gymnasium und natürlich auch ihren Verein dort zu vertreten.
Dennoch hat diese Phase der Hallenbadschließung, neben den Verlusten an Mitgliedern, einen längerfristigen sportlichen Aspekt. Bis heute fehlen entsprechende Aktive der betreffenden Jahrgänge, da der SVG in dieser Zeit keine gezielte Nachwuchsarbeit betreiben konnte.
Um so kraftvoller und energiegeladener wird versucht, diese Handicaps auszugleichen. Neue Situationen erfordern neue Aktionen. Für große Aufregung, wenig Luft, aber auch überraschende Erfolge bei den folgenden Meisterschaften sorgen die beiden Höhentrainingslager in Font-Romeu inmitten der Pyrenäen. Die neue Dynamik und der Leistungswille erhalten mit der Hallenbad-Wiedereröffnung 1994 und der damit gewonnenen Möglichkeit, zweimal täglich zu trainieren, die passende Antwort.
Das Hallenbad präsentiert sich familienfreundlicher als zuvor. Die ganz Kleinen kommen, dank eines Babybeckens, nicht mehr zu kurz, und zum Entspannen für die etwas Älteren sind zwei Massageduschen im warmen Nichtschwimmerbecken installiert worden. Die offizielle Einweihung wird mit Musik, Kunstspringervorführungen und „Goldmedaillen zum Anfassen” der Olympiasiegerinnen Petra Thümer, Hannelore Anke und Ines Geißler begangen.

Es gibt nicht nur sportliche Höhepunkte und schwimmerische Höhenflüge zu verbuchen.
Ein Verein steht und fällt auch mit den Personen, die sich in den verschiedenen Funktionen in ihm und für ihn engagieren.
Dr. Rolf Müller, seit 1984 zweiter Vorsitzender des SVG und bereits seit 1965 als Pressewart aktiv, wird 1993 auf dem Verbandstag des Hessischen Schwimmverbands in Baunatal einstimmig zu dessen Präsidenten gewählt.
Die Triathleten erreichen 1994 endlich die schon länger angestrebte Gründung einer eigenen Abteilung neben den Schwimmern und Wasserspringern innerhalb des SVG.
Der Schwimmverein Gelnhausen engagiert sich weiterhin auch auf internationaler Ebene. Um Erfahrungen auszutauschen und Anregungen zu erhalten, nehmen jugendliche Vertreter des SVG gemeinsam mit Schwimmern des Club Nautique Nevers an den Tagungen des Deutsch-Französischen Jugendwerkes in Paris teil.
Im Jahr 1995, in dem die Schwimmer aus Alaska über den Jahreswechsel Gelnhausen den Gegenbesuch abstatten, findet erstmalig das „Barbarossa-Schwimmfest” statt, welches seitdem jährlich im heimischen Freibad ausgetragen wird.
Im gleichen Jahr hat der SVG die Ehre, Ausrichter eines offiziellen Jugendländerkampfes zwischen England und Deutschland zu sein. Dieser hochrangig besetzte Wettkampf erfordert viel Organisationsgeschick, das selbst die erfahrenen Ausrichter von Großveranstaltungen in den Reihen des SVG hart an die Grenze ihrer Belastbarkeit führt, zumal er unmittelbar vor Weihnachten stattfindet. Zur wissenschaftlichen Auswertung werden im neu renovierten Hallenbad eigens Videokameras und andere technische Geräte installiert, um das Wettkampfverhalten der Aktiven genauer analysieren zu können.
Mehr als zwanzig Jahre, nachdem Uwe Möller als erster Schwimmer des SVG die magische „Schallmauer” durchbricht, gelingt es Michael Hecker 1995 auf den Hessischen Meisterschaften in Baunatal die Minutenmarke auf 100m Rücken zu unterbieten und damit seine Zugehörigkeit zum Kreis der nationalen Spitzenklasse zu bestätigen. Kurz darauf schafft es Meike Müller beim Länderkampf zwischen Hessen und der Westschweiz in Lausanne als erster Schwimmerin des SVG, die 100m Freistil schneller als in einer Minute zu schwimmen.

Es ist ein positives Zeichen für das „Innenleben” des Vereins, dass zwischen den verschiedenen Wettkampf- und Nachwuchsmannschaften tragfähige Brücken geschlagen werden. Immer mehr Aktive der „älteren” Jugend übernehmen das Training von Anfänger- bis Nachwuchsgruppen, wobei sie das Motto „Mach´ doch weiter mit” ernst nehmen. Teamgeist ist auch bei den erfolgreichen Starts im Rahmen der Deutschen Mannschaftswettbewerbe Schwimmen (DMS) gefordert. Denn dabei muss jeder dem Teamerfolg zuliebe kleine bis größere persönliche Opfer bringen. Das Erfolgsgeheimnis dieser Mannschaftswettbewerbe liegt gerade darin, dass jeder auf Strecken und in Lagen starten muss, die nicht zu seinen Schokoladenseiten zählen, nur um der Mannschaft zu dienen.
Dieses neue Gemeinschaftsgefühl wird besonders bei Veranstaltungen wie dem „Internen Swim-In” gestärkt, welches als Ersatz für das ausgefallene landesweite HSV Swim-In von engagierten Schwimmern unter der Leitung des Jugendwartes Jens Altmann organisiert wird und zwei Jahre später sogar als Vorbild für ein „Bezirks-In” dient.
Während der Vereinsname durch die ansehnlichen Erfolge aller Altersklassen, so durch die Senioren-Weltmeister Erna Eichmann, Grete Pfannmüller, Gerhard Hein, Siegfried Vogel oder die Aktiven Lieselotte Henning, Michael Hecker, Christof Kittler, Jens Thierse, Meike Müller, in die Schwimmerwelt getragen wird, sorgt eine Großveranstaltung für Gesprächsstoff rund um die Heimatstadt des SVG.
Unter dem Motto „Pack die Badehose ein” ist anläßlich des Hessentags 1996 im Gelnhäuser Hallenbad einiges los. Neben einer aufblasbaren Riesenkrake und -rutsche ermuntert ein attraktives, vom HSV unterstütztes Programm, zum Mitmachen. Aqua-Aerobic, Synchronschwimmen, Rückenschule im Wasser und die Kunstspringvorführung des zweifachen Olympiateilnehmers Dieter Dörr, seit 1996 Springwart, und seine Schützlinge begeistern Groß und Klein im Wasser sowie die trockengebliebenen Zuschauer.
Dieses Jahr ist auch gekrönt von unerwarteten sportlichen Erfolgen. Die DMS-Männermannschaft zeigt starken Zusammenhalt bei der Jagd nach Punkten und gewinnt erstmals den Titel des Hessischen Ober-ligameisters. Im darauffolgenden Jahr setzen die Männer sogar noch ein weiteres Sahnehäubchen drauf. Sie können nicht nur ihren Titel erfolgreich verteidigen, sondern schaffen den Sprung in die Qualifikationsrunde zum Aufstieg in die Zweite Bundesliga, der nur knapp verfehlt wird.
Klaus Stutzer, der bereits erfolgreich den Triathlon-Ironman in Hawai bewältigt hat, gelingt es endlich, im 5. Versuch, von Dover nach Calais zu schwimmen. Er benötigt nur bewundernswerte 14 Stunden, um sich in die „Adelsriege” der Ärmelkanalbezwinger einzureihen.
Eine faustdicke Sensation vollzieht sich im Personalkarussell auf der höchsten Ebene des hesssischen Sports.
In einer Kampfabstimmung wählt der „Sportbundtag” im Oktober 1997 Dr. Rolf Müller mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten des Landessportbundes Hessen, der 2,1 Millionen Mitglieder starken Sportdachorganisation in Hessen.
Trainer Eberhard Mothes belohnt sich und sein Engagement zum Abschluss seiner langjährigen Trainerlaufbahn mit der erneuten Teilnahme der Herrenmannschaft 1998 am DMS-Aufstiegskampf zur Zweiten Bundesliga. Noch im selben Jahr erkämpft sich Meike Müller in der 4 x 100m-Freistilstaffel der Johann Wolfgang Goethe-Universität den Hochschulmeisterschaftstitel, der in die Sammlung des SVG eingereiht wird.
Neben diesen sportlichen Abschiedsgeschenken bekommt Eberhard Mothes von seinen Schwimmern als Dankeschön ein selbstgestaltetes Fotoalbum mit Sprüchen und Erinnerungen an die gemeinsame, erfolgreiche Zeit.

Alexander Kremer, der sich bisher besonders um die Nachwuchsarbeit im SVG gekümmert hat, übernimmt die erste Wettkampfmannschaft des SVG und startet bald mit dieser an den ungarischen Plattensee zum Trainingslager, wo sich Trainer und Mannschaft aufeinander einstellen können. Die Umstellung gelingt ohne größere Schwierigkeiten, und schon bald kann wieder an die Erfolgsserie angeknüpft werden. Innerhalb der Wettkampfmannschaft verjüngt sich das Bild etwas, da jetzt auch für die jungen Senioren, die nicht mehr täglich trainieren, eine eigene Bahn zur Verfügung steht.

Der sportliche Start in das Jubiläumsjahr des SVG ist gespickt mit erfreulichen Ergebnissen:
1999 gelingt der Herrenmannschaft des SVG mit einer bravourösen Leistung, vielseitigem Talent und mit computerunterstützter Planung durch Achim Schneider im dritten Anlauf endlich der Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Dies ist um so erfreulicher, da dieses Erfolgsteam ausschließlich aus waschechten Amateuren und „Eigengewächsen” besteht. Die Damenmannschaft erreicht einen beachtenswerten vierten Platz in der Oberliga, die bisher beste Platzierung in der Vereinsgeschichte.
In diesem Zusammenhang machen Nachwuchstalente wie Lynn, Grit und Dirk Heeger, Andreas Kaminski, Nils Pitterling, Matthias Zientek und viele mehr von sich reden und eröffnen einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft.
Das Wachsen und Wirken des Schwimmvereins Gelnhausen war von Anfang an geprägt durch eine Synthese aus sportlicher Freude am Schwimmen und der Leistung sowie aus verantwortungsvoller Arbeit für die Jugend. Seine Absicht ist stets die Integration der Jugend in das Gesellschaftsleben mit demokratischem Charakter gewesen, seine Idee war es immer, den Gedanken des Schwimmsports zu fördern und zu verbreiten.

Wasserspringen

Nicht zufällig steht der Schwimmverein Gelnhausen mit an der Spitze des Springsports im Hessischen Schwimmverband und hat in seinen Reihen drei Springer, die Deutsche Meisterschaften bzw. Bestenplätze in diesem Sportzweig erringen konnten. Betrachten wir in einem Rückblick die Entwicklung des Springens im SVG.
Zur Gründungszeit des Vereins –1924– besteht die Sprunganlage aus zwei kaum federnden Bohlen, etwa 35 cm breit, die als 1- und 3m-Brett auf dem auf Fässern schwimmenden Schwimmdock in der Kinzig befestigt sind. Jeder kann sich ausmalen, wie diese Bretter wackeln, wenn Kinder, wie meist üblich, auf dem Schwimmdock herumrennen. Und von solchen Bohlen werden schon damals Saltos gedreht, Auerbachsprünge gemacht und sogar Springwettbewerbe ausgetragen.
Ferdinand Schmitt, der sich schon von frühester Jugend an für das Wasserspringen interessiert, ist nicht nur Mitglied des SVG, sondern während seiner Studienzeit auch des 1. Frankfurter Schwimmclubs. In Frankfurt trainiert er bei dem ehemaligen Weltmeister Fritz Nicolai sowie dem Altmeister Ludwig Hemmer zusammen mit der Frankfurter Springergarde, zu der auch der leider so früh verstorbene Europameister und Olympiazweite von Berlin, Hermann Stork, gehört. Sein größter Erfolg ist die Gaumeisterschaft im Gau 1 Kreis V des Deutschen Schwimmverbandes, der sich bis nach Heidelberg/Mannheim erstreckt.
Trainiert wird im Frankfurter Stadion, zur damaligen Zeit – um 1930 – auf sehr harten, verstellbaren Stahlbrettern, im Winter in dem alten, längst abgebrochenen Stadtbad mit einer Wassertiefe von 2,80m unter dem 3m-Brett.
Sein springerisches Können vermittelt Ferdinand Schmitt an die Jugend des SVG, der 1927 in seinem Vereinsbad im Westen der Stadt eine für die damaligen Verhältnisse recht akzeptable 3m- Sprunganlage, bestehend aus einer verstellbaren, gutfedernden Bohle mit einigermaßen griffiger Sackleinwandauflage, ein ähnliches lm-Brett sowie eine einfache Trockensprunganlage mit Sandgrube als Landeplatz besitzt. Daß die Sprunghöhe durch den wechselnden Wasserstand der Kinzig oft stark variiert, wird von jedem Springer als kleines Übel in Kauf genommen.
Schon damals und später nach Kriegsende gehen neben Ferdinand Schmitt in der Herrenklasse Jungens und Mädchen des SVG bei Springwettkämpfen der benachbarten Vereine in Bad Orb, Büdingen, Steinau, Schlüchtern, Fulda, Hanau, Aschaffenburg u. a. meist siegreich auf die Bretter.
Bei den alljährlich in Gelnhausen stattfindenden Schwimmfesten werden immer Sprungwettbewerbe ausgetragen. Als besondere Attraktion gibt bei solchem Anlaß Europameister H. Stork Proben seines Könnens oder Exweltmeister Nicolai zeigt trotz seines Alters – er ist damals schon über 50 Jahre – beachtliche Leistungen beim Schauspringen, wobei zu berücksichtigen ist, daß ein zweieinhalbfacher Salto von einer der damals üblichen Sprunganlagen mindestens so schwierig zu springen ist wie heute ein dreieinhalbfacher Salto von einem Duraflexbrett und auch den gleichen Beifall der Zuschauer wie heute findet.
Bei der Erneuerung des städtischen Flußbades einige Jahre vor Kriegsausbruch erhält Gelnhausen erstmals leidlich sportgerechte Bretter. Es sind „Brandsten-Bretter”, die aus schmalen Riemen aus Pitchpineholz zusammengeleimt und mit einer Kokosmatte bespannt sind. Neben der kalten Wassertemperatur, die auch im Hochsommer nur selten über 20 Grad steigt, und der mit dem wechselnden Flußwasserstand sich oft ändernden Sprunghöhe ist der größte Mißstand die in Ufernähe viel zu geringe Wassertiefe, die unter der Spitze des 3m-Brettes bei Niedrigwasser kaum mehr als 2,40m beträgt. Delphinsprünge, d.h. Sprünge gegen das Brett, enden nicht selten im Schlamm. Zur Behebung dieses Übelstandes wird dann und wann auf Bitte des SVG vor Schwimmfesten von der heimischen Feuerwehr mit starkem Wasserdruck eine Sprunggrube aus dem Kinzigschlamm ausgespült, die sich natürlich nach kürzester Zeit wieder mit Schlamm füllt. Trotz dieser Mängel führt der SVG mit Unterstützung des Hessischen Schwimmverbandes bereits im Jahre 1952 hier einen Landes-Springertag durch, an dem alle Hessischen Spitzenspringer teilnehmen und zu dem sich über 1000 Zuschauer einfinden.
Diese mangelhafte Sprunganlage ist auch die Trainingsstätte von Rainer Zweifel, dem ersten, über die Landesgrenzen hinaus erfolgreichen Springer des SVG. Der talentierte Junge (Jahrgang 1945) beginnt als 8jähriger 1953 mit dem Springtraining, kann bereits 1954 in der Schülerklasse seine ersten Erfolge erringen und wird schon 1957 als l2jähriger erstmals Hessischer Jugendmeister in der Altersklasse bis 18 Jahre. Nach zahlreichen Meisterschaften in der Bezirksklasse und Hessischen Bestentiteln der Vereine ohne Winterbad (VoW) erringt er 1965 erstmals gegen den Deutschen Vizemeister Rolf Kantuser den Titel eines Hessischen Landesmeisters; 1967 wird er zum ersten Mal Deutscher VoW-Bester. Beide Titel hat Zweifel jahrelang erfolgreich verteidigt, bis ihm aus seinem eigenen Verein in Dieter Dörr sein Bezwinger und Nachfolger erwächst. In all den Jahren wird unter der Leitung Ferdinand Schmitts in den kurzen und oft recht kühlen Sommerwochen fast täglich im Kinzigbad, in der 8-monatigen Wintersaison einmal wöchentlich im Hallenbad Hanau trainiert. Ein Turmspringtraining kann nur im Sommer und nur sporadisch vor Turmspringwettbewerben in Offenbach oder Frankfurt durchgeführt werden, da Gelnhausen auch im neuen Freibad leider keinen Sprungturm besitzt. Daß Zweifel auch in diesem Wettbewerb wiederholt Hessischer Meister wird, beweist sein vielseitiges Können und sein großes Talent.
Bei einer der winterlichen Trainingsstunden in der Hanauer Halle taucht eines Tages ein l0jähriger Junge aus Kilianstädten auf, der sich für das Wasserspringen interessiert, dem SVG beitritt und eifrig mittrainiert. Fleiß und Begabung führen dazu, daß Udo Wieschnowsky (Jahrgang 1959) schon bald zu den Besten seiner Altersklasse in Hessen zählt, bereits 1970 erstmals Hessischer Schülermeister und 1971 zweifacher Süddeutscher Vizemeister der Schülerklasse wird. Sein bisher größter Erfolg ist der Deutsche Meistertitel seiner Altersklasse im Turmspringen von der 5m-Plattform in Sindelfingen 1973. Bedauerlich ist, daß der Junge durch seinen abseitsliegenden Wohnort Kilianstädten nur unregelmäßig unter erschwerten Umständen am Sprungtraining teilnehmen kann, was sich natürlich hemmend auf seine Leistungssteigerung auswirkt.

Sicherlich das größte Talent, das der SVG bisher herausgebracht hat, ist Dieter Dörr (Jahrgang 1957). Erst sehr spät – durch Zuzug im Herbst 1970 – nach Gelnhausen und zur Springerei gekommen, ist es für ihn als Dreizehnjährigem sehr schwer, Anschluß an den schon recht hohen Leistungsstand seiner Alterskameraden zu bekommen. Durch sein außerordentliches Talent und seinen großen Trainingsfleiß gelingt es ihm, dieses große Handikap nach und nach aufzuholen. Seinen Aufstieg zeigen seine herausragendsten Erfolge: 1971 Hessischer Schülermeister, 1972 Bezirksmeister, Hessischer Jugendmeister und Süddeutscher Jugendmeister, 1973 dritter Platz der Deutschen Jugendmeisterschaffen, in diesem Jahr 1974 zweifacher Hessischer Meister der Herrenklasse, zweiter Platz der Süddeutschen Meisterschaften Herren und als bisher größte Erfolge der Titel eines Deutschen Juniorenmeisters sowie der 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften der Herrenklasse.
Inzwischen wird der erst l6jährige Dieter Dörr in den Nachwuchskader des Deutschen Schwimmverbandes aufgenommen, gehört zum festen Stamm der Hessischen und Süddeutschen Mannschaft bei allen Länderkämpfen und wird vom Deutschen Schwimmverband schon wiederholt zu internationalen Wettkämpfen gemeldet. So ist er im März dieses Jahres vom DSV in Rennes (Frankreich) im l0-Länderkampf eingesetzt, wo er unter anderem gegen die derzeit besten Springer der Herrenklasse, die Weltmeister und Olympiasieger von München, Cagnotto und Dibiasi, antritt und einen guten Eindruck hinterläßt. Das Amtsblatt des DSV schreibt, daß ihm die Trainer der drei teilnehmenden Weltmeister eine große springerische Laufbahn voraussagen.
Die Trainingsvoraussetzungen in Gelnhausen sind nunmehr – abgesehen vom Fehlen eines 10m-Sprungturmes – ideal. Sowohl im geheizten Freibad als auch in der Schwimmhalle liegen die besten der zur Zeit existierenden Bretter auf. Die Verwaltung und das Personal in beiden Schwimmstätten zeigen weitgehendstes Entgegenkommen, so daß jederzeit ein ungestörtes Springtraining möglich ist, zumal die neuzeitliche Schwimmhalle ein gesondertes Springbecken aufweist. Modernste Hilfsmittel – darunter ein Video-Rekorder – unterstützen die Trainingsarbeit, so daß von der technischen Seite her alle Voraussetzungen für den weiteren Leistungsanstieg gegeben sind.
Auch für den Nachwuchs finden im Sommer und Winter regelmäßig Springtrainingsstunden statt. Es ist zu wünschen, daß sich daran zahlreiche springbegeisterte Jungen und Mädchen ab acht Jahren beteiligen und sich daraus wieder ein Talent entwickelt, das die springerische Tradition des SVG fortsetzt.
Im gleichen Jahr (1974) erkämpft sich Dieter Dörr mit Sprüngen höchster Schwierigkeitsgrade den Deutschen Juniorenmeistertitel in Rheydt, was den „bisher größten Erfolg, den ein Aktiver des SVG erringen konnte”, darstellt, wie die Zeitung berichtet.
Währenddessen macht Udo Wieschnowsky durch seinen fünften Platz vom Turm bei den Deutschen Jugendmeisterschaften auf sich aufmerksam. Dieser Triumph ist, zusammen mit dem zweiten Platz Dieter Dörrs, ebenfalls vom Turm, eine kleine Sensation, denn die Gelnhäuser Springer können nur unregelmäßig und lediglich im Sommer die Turmsprunganlage in Offenbach nutzen.

Schon kurz darauf stellen sich die heimischen Zeitungen die Frage, ob der Gelnhäuser Dieter Dörr nicht schon bald ganz oben auf den Treppchen stehen wird. Anlaß dazu ist sein dritter Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Köln.
Udo Wieschnowsky belegt alle drei Medaillenränge auf den Süddeutschen Jugendmeisterschaften, während Dieter Dörr hier erstmals mit 488,2 Punkten die Europameisterschafts-Norm von 475 Punkten überbietet. Doch nach Übereinkunft mit seinem Trainer Ferdinand Schmitt kommt es trotz der Qualifikation noch nicht zu einer Meldung, da sein Schützling zunächst mehr Sicherheit und Erfahrung im Umgang mit internationaler Konkurrenz sammeln soll.
Mit Dieter Dörr, Rainer Zweifel und Udo Wieschnowsky schafft es der Schwimmverein Gelnhausen in der Bilanz der Hessenmeisterschaften in Offenbach, mit drei Mal Gold (Dieter Dörr), zwei Mal Silber (Rainer Zweifel) und zwei Mal Bronze (Udo Wieschnowsky) den ersten Platz der Mannschaftswertung zu belegen. Seine drei Erstplazierungen erspringt sich Dieter Dörr mit Sprüngen, die in Deutschland nur von ganz wenigen Spitzenspringern beherrscht werden. So gehören zum Beispiel der eineinhalbfache Salto vorwärts mit dreifacher Schraube oder der eineinhalbfache Salto rückwärts mit zweieinhalbfacher Schraube zu seinem Repertoire.
Rainer Zweifel, bisheriger Inhaber des Wanderpokals „Bester Hessischer Springer”, tritt diesen trotz seines zweifachen Deutschen Seniorenmeistertitels an seinen Vereinskameraden Dieter Dörr ab. Stets den Blick auf die Zukunft gerichtet ist dieser neben seiner eigenen Karriere, bei der er gerade erst die anfänglichen Stufen erklommen hat, schon jetzt auf Talentsuche und steht dem Nachwuchs anspornend beim Springunterricht zur Seite.
Aus dem Kürpokal-Springen 1975 in Köln geht Dieter Dörr als bester deutscher Kunstspringer hervor, was die Austragung der Süddeutschen Meisterschaften in Gelnhausen, bei denen auch Udo Wieschnowsky teilnimmt, für die Zuschauer besonders attraktiv macht.
Sein enormer Leistungswille und täglich zwei Stunden Training beflügeln Dieter Dörr aber noch zu höheren Erfolgen. Bei den Deutschen Meisterschaften in Frankfurt am Main erfüllt er 1976 die Olympia-norm und gehört somit den Auserwählten des Olympiakaders an. Um seine Erfolgsaussichten auf die Nominierung zu verbessern, wird er von allen Seiten unterstützt. In Frankfurt wird eigens die Hälfte des Beckens unter dem einzigen 10m-Turm in Hessens Hallenbädern für sein Sprungtraining gesperrt.
Beim Vier-Nationenspringen in Mantua, Italien, siegt das Gelnhäuser Talent gegen harte Konkurrenz mit einem dreieinhalbfachen Salto, den in der BRD zu dieser Zeit nur vier weitere Springer beherrschen.
Im Aufwind Dieter Dörrs und anderer Springer gelingt es Hessen, sich einen Namen als Springerhochburg aufzubauen. Gemeinsam mit Springerinnen aus Offenbach gehen erstmals alle Titel der Süddeutschen Meisterschaften nach Hessen.

Ein Schlaglicht auf seine Einstellung wirft die folgende Begebenheit: Nachdem er Donnerstag und Freitag den ersten Teil seines Abiturs hinter sich gebracht hat, springt Dieter Dörr am Wochenende bei der ersten Vorentscheidung zur Olympiateilnahme in Köln, gewinnt diesen Wettbewerb vom 10m-Turm und belegt den dritten Platz vom 3m-Brett. Heimgekehrt beendet er ebenso erfolgreich sein Abitur, als hätte ihn nichts davon ablenken können.
Zum zweiten Qualifikationsspringen organisiert der Schwimmverein Gelnhausen eine Bussonderfahrt, damit die Vereinskameraden ihren heimischen Wasserspringer lauthals unterstützen können. Erneut siegt Dieter Dörr vom Turm, was um so erstaunlicher ist, da er nur einmal pro Woche aus dieser Höhe trainiert. Seine Kür weist mittlerweile international höchste Schwierigkeitsgrade auf. So beherrscht er den zweieinhalbfachen Salto rückwärts gehechtet, den eineinhalbfachen Auerbachsalto mit zweieinhalbfacher Schraube oder einen eineinhalbfachen Salto vorwärts mit dreifacher Schraube.
Trotz all des Könnens schwebt die Olympiafahrkarte zwischen Dörr und seinem Konkurrenten Korsten, doch noch keiner weiß zu diesem Zeitpunkt, wer von beiden sie einlösen wird. Mit weniger als einem Punkt Vorsprung greift der Gelnhäuser in Graz, Österreich, zu und sichert sich somit die hart umkämpfte Teilnahme an den Olympischen Spielen 1976 in Montreal.
Das ist einmalig in der Vereinsgeschichte des SVG. Der Traditionsverein der Barbarossastadt stellt einen Olympiateilnehmer. Zusammen mit seinem „Landsmann”, dem 400m-Hürdenläufer Harald Schmid, vertritt Dieter Dörr Gelnhausen in der kanadischen Olympiastadt. Begeistert von vielen Fans empfangen, kehrt Dieter Dörr erfolgreich mit einem 15. Platz vom 3m-Brett und dem 18. Platz vom Turm nach Gelnhausen zurück. Zu Gast in Bonn gratuliert Bundeskanzler Schmidt persönlich den Olympioniken zu ihrer Leistung.

Mittlerweile hat der Schwimmverein Gelnhausen noch ein weiteres Springereisen im Feuer. Der Aufstieg Andreas Noacks durch kontinuierliches und intensives Training steht zwar im Schatten des olympischen Fiebers, doch durch sein außergewöhnliches Talent sorgt er dennoch für Gesprächsstoff unter den national angesehensten Trainern.
Um dem Niveau und den Leistungen der „größten Hoffnung des DSV” auch auf dem Papier gerecht zu werden, erarbeitet sich der Gelnhäuser Trainer Ferdinand Schmitt 1977 die Trainer-A-Lizenz, die neben ihm nur drei andere in der BRD ihr eigen nennen können. Im Anschluß daran begleitet er die bundesdeutschen Springer als Trainer zu einem offiziellen Wettbewerb nach Gran Canaria.
Gleich zwei Mal erhält Dieter Dörr auf den Deutschen Meisterschaften 1978 in Berlin die Traumnote von 10 Punkten als Wertung für seine Sprünge. Als erstem Springer gelingt es ihm, alle vier Deutschen Meistertitel auf sich zu vereinen und eine Rekordpunktzahl von 618,8 Punkten zu erreichen. Andreas Noack glänzt mit einem dritten Platz vom 1m-Brett auf den Deutschen Jugendmeisterschaften.
Im gleichen Jahr beschert Dieter Dörr der BRD durch den sechsten Platz im WM-Finale den bisher größten Erfolg im Kunstspringen. Im Sog dieses Erfolgs läuft Hessen langsam aber sicher Westdeutschland den Rang als Springerhochburg ab. In der Zeit seines Wehrdienstes 1979 nutzt der Gelnhäuser die Gelegenheit, sich gleich zwei Mal den Titel des Militärweltmeisters zu erkämpfen. Während die Zeitungen Dieter Dörr seine Nervenkraft als großes Plus zuschreiben, sieht sein Trainer diese eher als einziges Risiko auf dem Weg zur zweiten Olympiateilnahme. Doch stellt sich dem Springer des Schwimmverein Gelnhausen ein ganz anderes, politisches Hindernis in den Weg: Der Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau.
Nachdem er sich in der Offenen Klasse den Titel des Internationalen Bodenseemeisters ersprungen hat, den sich seine Vereinskollegin Silke Kretschmar in der Nachwuchsklasse erkämpfen kann, gibt es für Dieter Dörr und seinen Trainer ein freudiges Jubiläum zu feiern. Anläßlich der zehnjährigen Zusammenarbeit überreicht ihm Dieter Dörr eine Urkunde:
„Herrn Ferdinand Schmitt, 1970 – 1980, Meinem verehrten Betreuer und Förderer für zehn Jahre intensives Training in Dankbarkeit zugeeignet. Dieter Dörr”.

Das Jahr 1981 bringt nicht nur für den bekanntesten SVG-Springer Erfolge mit sich. Während Dieter Dörr eifrig weitere Deutsche Meistertitel sammelt, wird Silke Kretschmar in den D-Kader aufgenommen und springt somit bereits mit zwölf Jahren in der Offenen Klasse.
Bei dem Europacup in London überrascht die Wettkampfmannschaft der Schwimmer, die sich zufällig zur gleichen Zeit dort aufhält, ihren Vereinskollegen mit lautstarker Unterstützung. Manchmal ist die Welt doch ein Dorf.
Dieter Dörrs Teilnahme an der Universade in Bukarest und an den Europameisterschaften bescheren ihm und dem Schwimmverein weitere ansehnliche Plazierungen unter den besten Zehn. Ferdinand Schmitt wird anläßlich dieser beachtenswerten Erfolge seines Schützlings durch die Verleihung der goldenen Verdienstmedaille des Deutschen Schwimmverbands geehrt. Zeitweise agiert Dieter Dörr auf dieser Verbandsebene als Aktivensprecher.
Immer mehr macht auch der Nachwuchs der Gelnhäuser Springer von sich reden. Silke Kretschmar erspringt sich bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 1982 auf Anhieb den neunten Platz und ergreift sich zielstrebig den Titel der Süddeutschen Jugendmeisterin vom 1m-Brett.
Mit seinem 33. Deutschen Meistertitel sichert sich Dieter Dörr 1983 erneut die Fahrkarte zu den Europameisterschaften in Rom. Dort belegt er mit dem neunten Rang vom 3m-Brett die beste Plazierung der Deutschen Springermannschaft.
Auch nach seiner Hochzeit trainiert er täglich zwei Stunden. Zu seinem Glück ist sein bereits pensionierter Trainer Ferdinand Schmitt flexibel und kann sich den Zeitvorgaben seines Schülers anpassen.
 Höhepunkt: Die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984
Es scheint, als sei es eine Belohnung für all die Mühen und Opfer, die ein solches Training erfordert, daß es Dieter Dörr auf den Deutschen Meisterschaften 1984 erneut gelingt, für das Qualifikationsspringen zu den Olympischen Spielen in Los Angeles nominiert zu werden. Um das bestmögliche Training zu gewährleisten, spendet die Stadt Gelnhausen zwei neue Sprungbretter und um das sportliche Wohlergehen Dieter Dörrs bemühen sich gleich drei Trainer. Sein Heimattrainer Ferdinand Schmitt ist in Gelnhausen für ihn da, Landestrainer Rudi Altmann kümmert sich um das Turmspringen in Frankfurt, und im Leistungszentrum in Karlsruhe steht ihm der Bundes-trainer Horst Görlitz zur Seite.
Kurz nachdem Dieter Dörr das Glück beschert wird, mit dem 36. Deutschen Meistertitel Rekordmeister des DSV zu werden, passiert Silke Kretschmar beim Länderkampf in Wiesbaden ein Unglück: Nach ihren errungenen Siegen vom 1- und 3m-Brett kommt sie bei eine Auerbachsalto mit dem Kopf auf das Brett und erleidet eine Gehirnerschütterung. Obwohl sie durch diesen Zwischenfall von der anvisierten Jugendmeisterschaft Abschied nehmen muß, gelingt es ihr schon einen Monat später, den dritten Platz beim Hessenpokal zu belegen.
Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles, USA, erspringt sich Dieter Dörr den erstaunlichen sechsten Platz vom Turm und den zehnten Rang vom 3m-Brett. Mit einem großen Bahnhof und viel Begeisterung wird er in seiner Heimat empfangen. In der Zehntscheune gewährt er in einem Diavortrag interessante Einblicke in seinen sportlich so erfolgreichen Amerikaaufenthalt und seine zweite Olympiateilnahme.
Ferdinand Schmitt und Dieter Dörr scheinen die springerischen Leistungen immer weiter perfektionieren zu wollen. Im Jahr 1985 gelingt es Dieter Dörr in Simbabwe, Afrika, eine Wertung von sechs Mal zehn und einmal neun Punkten zu bekommen, wobei der schlechteste Sprung bei der Endabrechnung gestrichen wird. Auch für seinen zweieinhalbfachen Salto rückwärts gehechtet vom Turm auf den Deutschen Meisterschaften erhält er diese optimale Punktzahl.

Während des ganzen olympischen Trubels belegt Silke Kretschmar nicht nur gute Plazierungen auf den Hessischen Meisterschaften, sondern auch auf den Süddeutschen – und sogar Deutschen Jugendmeisterschaften ist sie ganz vorne mit dabei. Mit dem dritten Platz vom 3m-Brett auf den Deutschen Jugendmeisterschaften sorgt sie dafür, daß auch ihr Name ins Land getragen wird.
Auf den Deutschen Titelkämpfen 1986 in München springt Silke Kretschmar sich ins Finale der offenen Wertung. Dieter Dörr erringt seinen 39. Titel bei diesen Meisterschaften und gewinnt bei den Europa-meisterschaften in Sofia, Bulgarien die Bronzemedaille vom 3m-Brett und belegt Rang vier im Turmspringen. Diese Erfolge motivieren ihn, seine Karriere als Kunstspringer doch noch nicht, wie zuvor angekündigt, an den Nagel zu hängen. Aber wegen einer nicht ausheilenden Verletzung am Bizeps kann er nicht mehr genügend trainieren, um sein hohes Niveau zu halten und muß letztlich seine sportlichen Ziele doch wesentlich niedriger stecken. Als Krönung ihrer Laufbahn gehen Dieter Dörr und Ferdinand Schmitt anläßlich des 100jährigen Jubiläums in die Annalen der „500 Großen des DSV” ein.
Auch Silke Kretschmar wird vom gesundheitlichen Pech verfolgt. Die mittlerweile in die Jugendnationalmannschaft aufgenommene SVG-Springerin bekommt vom Arzt aufgrund von akuten Rückenproblemen das Aus ihrer springerischen Erfolgslaufbahn verordnet.

Alle Augen ruhen somit auf dem Nachwuchs. Immer auf der Suche nach weiteren Begabten stößt Dieter Dörr bei der Talentsichtung auf Marco Mazzone, von dem in der Zukunft noch einiges zu hören sein wird. Schon im Jahr 1992 wird er in die Auswahlmannschaft des Bezirkes Mitte aufgenommen und springt mit dieser seinen ersten Wettkampf im Ausland, in Arbon, Schweiz.
Trainer Dieter Dörr bleibt weiterhin Hessens führender Springer, startet aber mittlerweile in der Seniorenklasse, in der es ihm 1993 gelingt, bei den Senioren-Europa-meisterschaften in Sindelfingen den Vizetitel zu erringen.
1994 gelingt es Marco Mazzone bei den Süddeutschen Jugendmeisterschaften, den dritten Platz vom 3m-Brett zu belegen. Bei den Springern des Schwimmvereins Gelnhausen wächst eine motivierte „Springerfamilie” zusammen. Beim Synchronspringen erspringen sich Marco Mazzone und Dieter Dörr den zweiten Platz, und bei der Hessischen Mannschaftsmeisterschaft 1995 gelingt es dem Gelnhäuser Quartett in der Besetzung Miriam Kraut, Thorsten Göss-mann, Marco Mazzone und Dieter Dörr, den zweiten Platz zu erlangen.
Erst im Jahr 1996 löst Dieter Dörr seinen immer noch für ihn aktiven Trainer Ferdinand Schmitt als Springwart des SVG ab. Neben dieser Tätigkeit bleibt er weiterhin unangefochtener Hessischer und Deutscher Seniorenmeister und Trainer des Nachwuchses, immer Ausschau haltend nach neuen Talenten. Trotz aller Schwierigkeiten, Kinder zum Springen zu motivieren und sie zu kontinuierlichem und intensivem Training anzuhalten, finden sich doch ab und zu wieder einzelne, die bereit sind, die Anstrengungen auf sich zu nehmen. So gelingt es 1998 Christoph Nick, Josef Stadler, Marco Mazzone und Dieter Dörr bei den Hessischen Mannschaftsmeisterschaften erneut, sich den Hessischen Vizemeister zu erspringen.
Mit Marco Mazzone, Christoph Nick, Josef Stadler, Pascal Müller, Liv und Bo Heeger, die alle schon bei den Hessischen Jugendmeisterschaften auf dem Treppchen standen, gibt es wieder eine solide Basis, die auf große zukünftige Erfolge hoffen läßt.

Triathlon

Triathlon, eine faszinierende Sportart, hat in den ersten 10 Jahren seines Bestehens einen Aufschwung erlebt, der seinesgleichen sucht.
Unter dem Begriff Triathlon (tri = drei) verbirgt sich grundsätzlich die Kombination der drei Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen, die auch in dieser Reihenfolge wettkampfmäßig vom Start bis zum Ziel hintereinander und ohne Unterbrechung zu absolvieren sind.
Was war geschehen? Alljährlich gibt es auf der Insel Oahu mit der Hauptstadt Hawaiis, Honolulu, ein Brandungsschwimmen über 2,4 Meilen = 3,86 km, das sogenannte Waikiki Rough Water Swim, weiterhin das Around Oahu Bike Race, ein Radrennen über 112 Meilen = 180,2 km und den Honululu-Marathon.
In einer feuchtfröhlichen Bierrunde diskutierten Angehörige einer auf Hawaii stationierten US-Armee-Einheit darüber, welcher der drei Ausdauerwettkämpfe wohl der härteste sei. Zu einem Ergebnis kam es nicht. Wohl zu dem Vorschlag von John Collins, diese drei Wettbewerbe hintereinander zu absolvieren. Von den am 18.2.1978 gestarteten Teilnehmern kam Gordon Haller nach 11:46 Stunden als erster ins Ziel.
Der Ironman-Triathlon, zu deutsch „Eisenmann-Triathlon” war geboren. Seither findet dieser einmalige Wettkampf jährlich auf Hawaii statt und ist zum größten Magneten dieser Sportart geworden. Mit der Entscheidung vom August 1994, Triathlon im Jahr 2000 olympisch werden zu lassen, ist ein wichtiger Schritt zur weiteren Akzeptanz und größeren internationalen Beachtung gelungen. Am 30. Juli 2000, dem vorletzten Tag der Olympischen Spiele im australischen Sydney, fand der olympische Triathlon mit den Distanzen 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen das erste mal statt.

Wir, die Triathlonabteilung des Schwimmvereins Gelnhausen, bestreiten seit 1991 national wie international Triathlonwettkämpfe. So haben Triathleten aus Gelnhausen sich bereits mehrfach auf der Ironmandistanz bewährt.
Darüber hinaus finishten SVG-Athleten viele Male mit Toprängen auf Kurz- und Mittelstrecken.
Seit 1993 sind wir Ausrichter des Kinzigtal-Triathlons, mit 500 m Schwimmen, 23 km Radfahren und abschließendem 5 km Lauf. Dieser Wettkampf im Kinzigtal zwischen Vogelsberg und Spessart ist die folgenden Jahre das ultimative Event für viele Triathleten. Man genießt die tolle Atmosphäre, die perfekte Organisation und natürlich die idealen Wettkampfbedingungen.
Zum Einstieg in die Wettkampfsaison ist der Kinzigtal-Triathlon schon weit über den Main-Kinzig-Kreis bekannt und die Veranstalter freuen sich über die steigenden Teilnehmerzahlen. Die Ein-Stunden-Grenze zu unterbieten ist das Ziel einiger regional und national bekannter Sportler und Sportlerinnen, was aber bis heute keinem gelungen ist. Das wird zumindest auch dieses Jahr so bleiben, denn 1999 wird kein Wettkampf stattfinden.
Die Abteilung wächst stetig und besteht zur Zeit aus 35 Aktiven. Es herrschen ideale Trainingsbedingungen, besonders, was das Schwimmen betrifft, um die die Gelnhäuser Triathleten viele Vereine beneiden. Drei feste Trainingseinheiten mit ausgeklügelten Trainingsprogrammen des Schwimmcoachs Heiko Lentze im Hallen- (im Winter) und im Freibad (im Sommer) bringen Leistungssteigerungen. Wer noch schneller im Wasser vorwärts kommen will, hat sogar die Chance, bei den Schwimmspezialisten mitzutrainieren.

So, wie es beim Laufen Kurz-, Mittel- oder Langstrecken gibt, unterscheidet man auch beim Triathlon zwischen folgenden Distanzen:

Einteilung der Wettkampfstrecken
Schwimmen
Radfahren
Laufen
Jedermann- bzw. Sprint Triathlon
0,5 km
20 km
5 km
Kurz-Triathlon (olympische Distanz)
1,0 – 1,5 km
40 km
10 km
Mittel-Triathlon
2,0-2,5 km
80-100 km
20-25 km
Ultra-Triathlon (Ironmandistanz)
3,8 km
180 km
42,2 km

Mittlerweile haben die Triathleten des SVG einige Erfolge auf den verschiedensten Distanzen zu verzeichnen.
Harald Keßler ist bereits zweimal auf Hawaii beim legendären Ironman gestartet. Nachdem er den Wettkampf 1994 wegen eines Radunfalls nicht beenden kann, qualifiziert er sich das Jahr darauf beim Ironman in Zürich mit einer Zeit von 9:46 Stunden und einem 12. Gesamtplatz nochmals für das här-teste Rennen der Welt. In einer hervorragenden Zeit von 10:05 Stunden und einem 267. Platz beendet er den Ironman auf Hawaii.
Elisabeth Nohel belegt auf der Mitteldistanz (2/80/20) bei den Hessischen Meisterschaften 1997 in Münster den dritten Gesamtplatz. Im Jahr 1998 wird sie in Kulmbach bei ihrem Debut auf der Ironmandistanz Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse mit einer Zeit von 11:04 Stunden. 1998 starten die Männer zum ersten Mal in der 2. Hessenliga, einem Mannschaftswettbewerb, bei dem sechs Athleten als Team starten. Die Gelnhäuser belegen am Ende der Wettkampfserie in der Besetzung Matthias Bechtold, Harald Keßler, Markus Keßler, Ulrich Schmitt, Burkhard Baumann und Dr. Norbert Bier einen sehr guten 5. Rang.
Für die Zukunft hofft die Abteilung auf ambitionierte Mitglieder und erfolgreiche Wettkämpfe.