SV Gelnhausen muss trotz zweifacher Oberliga-Meisterschaft noch zwei Wochen bangen / Einmalige Stimmung

Stell Dir vor, du steigst in die 2. Bundesliga auf und keiner bekommt es mit! Geht nicht? Geht doch. Die Gelnhäuser Schwimmerinnen und Schwimmer haben sich am Samstag im heimischen Hallenbad die hessische Oberligameisterschaft gesichert. Das ist Fakt. Doch seitdem fragt sich jeder: Wird der Traum vom erhofften Aufstieg in die 2. Bundesliga wahr, vielleicht sogar für die Männer und die Frauen? Die Antwort steht noch in den Sternen. Möglich macht es ein kurioser Terminplan. Denn während nahezu alle Landesverbände am vergangenen Wochenende ihre Mannschaftsmeister ermittelten, stehen die Titelkämpfe in Rheinland-Pfalz erst in zwei Wochen an. Und folglich muss der SV Gelnhausen bis dahin zittern, ob es zum Aufstieg in die 2. Bundesliga reicht oder nicht. Wir sprachen über den Wettkampf, aber auch über diese kuriose Situation mit Dirk Janssen, selbst Mitglied des Gelnhäuser Oberliga-Meisterteams und zudem 1. Geschäftsführer des Vereins.

Herr Janssen, klären Sie uns auf. Hat es zum Aufstieg gereicht oder nicht?
Wir wissen es selbst nicht. Fakt ist, nach dem aktuellen Wettkampfwochenende liegen sowohl die Frauen, als auch die Männer auf dem zweiten Platz. Bei den Mädels erzielte nur Karlsruhe noch mehr Punkte als wir, bei den Männern Heilbronn. Als Hessenmeister rangieren wir mit beiden Teams in Süddeutschland jeweils auf Rang zwei. Aber nur zwei Teams steigen jeweils auf. So hängt alles davon ab, wie die Wettkämpfe in Rheinland-Pfalz am 19. Februar enden. Ist da einer besser als wir, reicht es als Dritter für uns nicht.

Eine ungewöhnliche Situation. In der Tat, das ist ziemlicher Mist. Aber wir haben unseren Teil erledigt, haben alles gegeben und unser wichtigstes Ziel, den Gewinn der Oberligameisterschaft, erreicht. Wir sind faire Sportsleute: Wenn am Ende in Rheinland-Pfalz jemand besser ist, dann schwimmen wir nächste Saison eben wieder in der Oberliga.
Wie schätzen Sie die Chancen ein, sind die Teams in Rheinland-Pfalz stärker?
Das ist schwer zu sagen. Bei den Frauen liegt Rheinhessen/Mainz von der Papierform her 300 Punkte hinter uns. Da besteht sicherlich die Gefahr, dass sie sich noch einmal steigern und den Rückstand wettmachen. Bei den Männern scheinen die Chancen besser zu stehen, denn da ist unser Vorsprung vermeintlich größer. Aber das ist alles nur Theorie, denn wenn sich ein Team kurzfristig noch mit einem Schwimmer des Kalibers von Alexander Kunert verstärkt, sieht die Sache ganz anders aus. Wir müssen abwarten.

Wie beurteilen Sie den Wettkampf am Samstag?
Wir sind sehr zufrieden, wir haben eigentlich genau das erreicht, was wir wollten. Wir haben ein tolles Ergebnis erzielt und mit beiden Teams den Hessenmeistertitel gewonnen – da war jeder durch die Bank richtig gut. Natürlich war der eine oder andere nicht ganz zufrieden mit seiner Leistung, da er im Vorjahr noch etwas besser war, aber das ist bei einem solchen Mannschaftswettkampf normal. Zumal einige im Vorfeld Erkältungsprobleme hatten. Aber wir wollen nicht meckern, damit hatten andere Mannschaften auch Probleme. Ich denke da speziell an Wetzlar II, das acht Ausfälle kompensieren musste und wo sogar der Trainer mitgeschwommen ist, damit sie überhaupt eine Mannschaft stellen konnten. Ja, wir haben es gut hingekriegt und die Ergebnisse erzielt, die wir erhofft haben.

Wurde anschließend auch kräftig gefeiert? Und ob. Wir haben schon im Hallenbad kräftig gefeiert, was mit den Sprechchören bei den letzten Rennen angefangen hat. Ich war da etwas zurückhaltender, ich musste erst einal über den Wettkampf nachdenken. Danach ging es zum „Hirsch“ nach Höchst, wo wir gemeinsam gegessen und weitergefeiert haben. Und den Abschluss gab es traditionell bei Thomas Groß zu Hause in Hasselroth.

Warum dort? Er hat ein großes Wohnzimmer und immer einen gut gefüllten Kühlschrank. Er hat schon immer den Spitznamen „Ox“ und so ist es bei uns längst ein geflügeltes Wort, dass wir in die „Casa Ox“ gehen.

Wie haben Sie die Stimmung im Hallenbad erlebt? Die war wie immer sensationell. Schön war auch, dass alle vom Hallenbad mitgefiebert und uns unterstützt haben. Bei den letzten Rennen bestand die Badaufsicht weitgehend darin, uns anzufeuern. Es wurde sogar die Idee geboren, im nächsten Jahr die Effektbeleuchtung noch stärker beim Wettkampf mit einzubinden, um für eine noch bessere Atmosphäre zu sorgen. Das Bad in Gelnhausen ist für einen solchen Wettkampf einfach ideal – gerade von der Größe her. Das passt genau und da herrscht immer eine tolle Stimmung. Ich glaube, andere Vereine werden schon gar nicht mehr gefragt, ob sie die Teamwettkämpfe ausrichten wollen, alle kommen sehr gerne nach Gelnhausen.

Unsere GT-Sportler des Jahres, Alexander Kunert und Barbara Schaal, waren – wie nicht andres zu erwarten – die fleißigsten Punktesammler.
Das ist richtig, aber es macht einfach Spaß, zu sehen, wie diese auch mit den anderen Teamkollegen mitfiebern und diese anfeuern. Dann sind auch ein Alex und eine Barbara am Ende selbst heiser vom Anfeuern. Das macht uns als Team aus. Ein Alexander Kunert kann eben auch genau einschätzen was es für einen Nachwuchsmann heißt, in einem solchen Wettbewerb alles rauszuhauen und alles für das Team zu geben. Ein Musterbeispiel dafür waren die Betz-Brüder Loris und Lucio die über 400 Meter Lagen beziehungsweise 1500 Meter Freistil trotz ihres jungen Alters unglaublich stark waren. Das hat einfach wieder unheimlich Spaß gemacht, ein Teil dieses Teams zu sein.

Wenn Gelnhäuser Schwimmer/innen im Wasser sind, dann geht es am Beckenrand richtig rund. Die Atmosphäre und Stimmung bei den Mannschaftswettkämpfen ist einmalig. Fotos: Senzel
Die Gelnhäuser Fans.
Auf geht‘s für Stefanie Anders.
Routinier Thomas Groß.
Gibt Gas: Jana Schomann.

 Gelnhäuser Tageblatt