Historisches Wochenende in München
Ich war vor exakt 50 Jahren bei den Olympischen Spielen 1972 in München, aber nur als Zuschauer, da meine schwimmerischen Talente ungerechterweise nicht zur aktiven Teilnahme ausreichten. Das glückliche Schicksal wollte es, dass wir am Samstag, dem 2. September, aber vor allem am Sonntag, dem 3. September, der später als „Tag der Deutschen“ bezeichnet wurde, zusammen mit 80 000 anderen Sportbegeisterten im Olympiastadion waren und die Leichtathletik-Wettkämpfe enthusiastisch miterlebten…
Es waren zwei berauschende Tage. Am Samstag konnte man einen entfesselten Äthiopier namens John Akii-Bua in Weltrekordzeit über die 400 Meter Hürden fliegen sehen. Dieser Lauf war schon ein Erlebnis für sich, aber von besonderem Unterhaltungswert war seine anschließende Ehrenrunde, die er absolvierte, indem er den Hürdenlauf imitierte, obwohl diese schon längst weggeräumt waren. Das war Komik vom Feinsten.
Der Sonntag war nicht nur ein Sonnentag, sondern er strahlte auch aus deutscher Sicht. Wir kamen aus der Euphorie nicht mehr heraus. Klaus Wolfermann siegte mit zwei Zentimetern Vorsprung im Speerwurf-Finale. Hildegard Falck wurde 800-Meter-Olympiasiegerin, Bernd Kannenberg dominierte den 50-Kilometer-Geherwettbewerb, und Heide Rosendahl gewann, knapp geschlagen nach einem Herzschlagrennen über 200 Meter, die Silbermedaille im Fünfkampf.
Diese beiden Tage des fröhlichen Teils der Spiele von München werde ich nie vergessen, und ich bin immer noch voller Ehrfurcht, wenn ich den Heldinnen und Helden von München bei bestimmten Ereignissen begegne. Diese Erinnerungen bleiben.
Der Gelnhäuser Dr. Rolf Müller ist Ehrenpräsident des Landessportbundes Hessen. FOTO: GNZ