Beim Gelnhäuser Schwimmer reichen die Kraftreserven am Ende nicht aus

Vergangenes Wochenende ging es für den Gelnhäuser Ausnahmeschwimmer Alexander Kunert, der aktuell in den USA studiert, um alles oder nichts in der Olympiaqualifikation für Tokio 2021. Es stand der für Kunert einzig mögliche Schwimmwettkampf, der den FINA-Richtlinien entsprach, auf dem Programm. Für den 25-jährigen Athleten des SV Gelnhausen galt es, das enge Zeitfenster zwischen dem 1. und 18. April zu nutzen, um sich für die Spiele in Japan zu empfehlen. Gegen starke Konkurrenz und wegen schwindender Kraftreserven reichte es für den Gelnhäuser Schwimmer allerdings am Ende nicht.

Nach einem Fünf-Stunden-Flug von North Carolina nach Kalifornien ging Kunert beim „TYR PRO SWIM SERIES Wettkampf“ im Freibad auf der 50-Meter-Bahn in Mission Viejo, nahe Los Angeles, an den Start. Allerdings bot das Freibad nicht die optimale Voraussetzung für Bestzeiten. Eine andere Option hatte der Schwimmer für seine Olympiaqualifikation aber nicht. Ein Flug nach Deutschland hätte im Anschluss eine 14-tägige Quarantäne in den USA zur Folge, was für den Studenten einen herben sportlichen und studentischen Rückschlag bedeutet hätte. Zumal Kunert bereits im Dezember 2020 und Januar 2021 jeweils 14 Tage in Quarantäne musste, weil er zweimal zu jemandem Kontakt hatte, der positiv auf Sars-Cov-2 getestet worden war.

Das Sportliche dieser Reise fing nicht optimal an: Am Donnerstagabend war der Vorlauf über 200 Meter Freistil. Mit einer Zeit von 1:50,24 Minute war Kunert gegen die US-Stars nicht gut genug für das A-Finale. Zudem platzierte sich der Schwimmer weit entfernt von seiner Pflichtzeit (1:46,70 Minuten). Nach eigener Angabe fühlte sich Kunert auf den letzten Bahnen bis zum Ziel „muskulär blockiert“, der Körper habe nicht auf seine Befehle reagiert. So schwamm Kunert, als würde er 1 500 Meter absolvieren wollen, ohne jene Steigerung, die ihm vor zwei Jahren die WM-Teilnahme 2019 sicherte. Damals mit einer sehr guten Zeit von 1:47,93 Minuten.

Am vergangenen Wochenende konnte Alexander Kunert diese Leistung nicht abrufen, obwohl er die Distanz im Training schneller absolviert hatte. Am Ende stand ein enttäuschender elfter Platz im Vorlauf, mit dem weder Kunert noch sein Trainer zufrieden waren.

Im B-Finale am Freitagmorgen bei kühleren Luftbedingungen, nahe dem kalten Pazifik, riss Kunert sich zusammen und führte 150 Meter das Rennen deutlich vor Ryan Lochte, dem amerikanischen Superstar, an. Dann brachen alle Dämme, und beide Schwimmer retteten sich so gerade eben ins Ziel. Die Zeit von 1:52,15 Minute war nicht das, was Alexander Kunert normalerweise im Stande ist zu schwimmen. Der Laktatgehalt im Körper war zu hoch und blockierte die Muskulatur augenblicklich. Kunert fühlte sich miserabel und krabbelte als Letzter aus dem Becken. Am Ende reiche es für den ehemaligen WM-Teilnehmer nur zu Platz 14.

Wie Kunert vermutete, lagen der nationale Collagewettkampf in Alabama, wo der Ausnahmeschwimmer sich in Bestform zeigte, und der nun so wichtige Wettkampf in Kalifornien zeitlich zu dicht beieinander. Weil die Enttäuschung über die bisherige Leistung und die Konditionsschwächen groß waren, überlegte der Schwimmer sogar, seinen Wettkampf über 200 Meter Schmetterling am gleichen Abend komplett abzusagen.

Aber Alexander Kunert mobilisierte nochmal alle Kraftreserven und trat am Freitagabend über seine eigentliche Paradestrecke an. Doch auch hier merkte er schnell, dass nicht viel zusammenlief. Zu sehr fühlte er sich ausgelaugt, konnte nach eigenen Angaben kaum richtig atmen und glaubte, er hätte Asthma im fortgeschrittenen Stadium. In 2:04,37 Minuten auf Rang 15 kam Kunert durch den Vorlauf. Eine Leistung, die über sieben Sekunden von seiner Bestzeit entfernt liegt.

Damit musste der 25-Jährige seine Olympiateilnahme 2021 und auch den Start bei der Europameisterschaft im Mai zu den Akten legen. Im Sommer hofft Kunert noch mal einen Langbahnwettkampf absolvieren zu können, um zu zeigen, was er wirklich drauf hat. Den Frust über den Wettkampf in Kalifornien muss Kunert dabei innerlich verarbeiten, um sich dann auf die neuen sportlichen Ziele konzentrieren zu können. „Wichtig ist es, damit fertig zu werden und nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern nach vorne zu schauen“, so Kunerts Fazit, als er am Sonntagmorgen zurück nach Charlotte (North Carolina) kam.

 Beim Training im Wettkampfbecken zeigte sich TVG-Schwimmer Alexander Kunert noch optimistisch. Die guten Trainingszeiten konnte er im Wettkampf allerdings nicht mehr abrufen. FOTO: RE

 Gelnhäuser Neue Zeitung