Der Ehrenpräsident des Landessportbundes Hessen, Dr. Rolf Müller, 
feiert heute seinen 75. Geburtstag

„Ich würde gerne noch einmal Olympia in Deutschland erleben“, sagt Dr. Rolf Müller. Heute wird der Ehrenpräsident des Landessportbundes Hessen 75 Jahre alt. Glücklich, zufrieden und demütig geht der ehemalige Landtagsabgeordnete derzeit durchs Leben und beobachtet die Entwicklungen im Sport aus der Ferne, macht aber auch deutlich, welch große Bedeutung sein Wirken für seinen gesamten Lebensweg gehabt habe.

„Mein Vater war Nichtschwimmer und wollte, dass ich boxen gehe“, sagt Dr. Rolf Müller. Doch der Weg in den Schwimmverein Gelnhausen wurde ihm nicht verwehrt. Mehr als 60 Jahre später hält der Ehrenpräsident des Landessportbundes Hessen den Eintritt als eine der besten Entscheidungen. „Ich bin ohnehin eine treue Seele, aber dort habe ich noch einmal mehr gelernt, wie wichtig es ist, sich immer weiter zu engagieren, ob als Sportler oder als Funktionär.“

Ein Rückblick, geprägt 
von Glück und Demut

Unvergessliche Erlebnisse habe der Schwimmsport ihm beschert. Einige Freundschaften überdauerten sechs Jahrzehnte. 58 Jahre im Vorstand, die meiste Zeit als Vorsitzender, seien Zeugnis der Bedeutung, die der Schwimmverein und der Sport für ihn habe. „Als Einzelkind habe ich dort immer eine wundervolle Gemeinschaft erlebt.“ Das habe geholfen, die Welt anders zu sehen und seinen eigenen Weg einzuschlagen, der ihn nicht nur zum Präsidenten des Landessportbundes gemacht, sondern auch über den Beruf des Lehrers hin in den Hessischen Landtag geführt habe. „Ich bin froh, dass meine Kinder und meine elf Enkel ebenfalls aktiv in Vereinen Sport treiben.“ Man könne dort viel lernen. „Es gibt eigentlich immer jemanden, der besser ist“, nennt der Jubilar ein Beispiel. „Das darf einen nicht verzagen lassen, sondern sollte immer motivieren, etwas mehr zu tun.“

„Ich würde gerne noch einmal Olympia in Deutschland 
erleben“

Beim Rückblick auf seine 75 Lebensjahre ist Dr. Rolf Müller gleichsam glücklich wie demütig. Rückschläge und Dramen – darunter der Tod der ersten Ehefrau Angelika – gehören dazu wie besondere Momente. Viele davon wurden von der Familie kreiert, andere durch den Sport. „Es war etwas ganz Besonderes, als ich 1972 bei Olympia dabei sein konnte.“ Er erlebte zwei Gold- und die berühmte Silbermedaille von Heide Rosendahl mit. „Das ist 50 Jahre her. Langsam wird es wieder Zeit, dass Olympia wieder nach Deutschland kommt.“ Noch einmal dieses Gefühl zu erleben ist ein Traum des Geburtstagskindes. „Wir haben es aber erlebt, wie schwer es heutzutage ist, überhaupt eine Bewerbung zustande zu bekommen.“ In Hamburg oder Garmisch-Partenkirchen hätten die Bürger sich dagegen entschieden. „Dabei ist gerade die Nachhaltigkeit eine der wichtigsten Grundlagen einer aktuellen Olympiabewerbung.“

Kritischer Denkanstoß 
in Sachen Katar und China

Er sei kein Freund von Thomas Bach als Vorsitzendem des DOSB. Doch hier hätte er seine volle Unterstützung. Die WM in Katar beobachtet Dr. Rolf Müller nur am Rande. Man brauche sich aber nicht zu wundern, wenn besondere Ereignisse nach Katar oder China vergeben würden, wenn es in demokratischen Ländern so viel Gegenwind gebe. „Darüber sollten wir alle einmal nachdenken.“ Die Olympiaden in Athen oder London seien mit ihrer weltoffenen Art nicht vergleichbar mit Spielen in China, bei denen die Besucher aus aller Welt möglichst wenig Kontakt zu den Einheimischen bekommen sollen.

In seiner gewohnten Art nimmt Dr. Rolf Müller dabei kein Blatt vor den Mund. „Das hat mir nicht nur Freunde eingebracht“, blickt er damit auf Sport wie Beruf. Zuletzt war das beim Treffen des Rundfunkrats der Fall, in dem er noch bis Ende des Jahres aktiv ist. Es seien aber die vielen positiven Begegnungen, die im Vordergrund stünden. „Ich wollte und konnte etwas bewegen und habe in dem Moment etwas gesagt, in dem die meisten schweigend mit einem Grummeln zugestimmt haben.“

Kein Wunder, dass im Wohnzimmer Clowns, Karnevalsmasken und Bilder von Don Quixote den Ton angeben. „Man darf sich nicht immer selbst zu ernst nehmen“, meint der 75-Jährige schmunzelnd. Und dabei hält er es mit dem Motto seines Parteifreundes Volker Bouffier: „Es könnte ja sein, dass die anderen recht haben.“

Mit seiner zweiten Frau Marlies Mosiek-Müller, ehemalige Ministerin und Richterin, sowie insgesamt sechs Kindern und elf Enkeln genießt Dr. Rolf Müller seinen Ruhestand und beobachtet gerne weiter aus einiger Entfernung. „Es sind gute Leute, die machen das schon“, weiß er, dass die Nachfolger in Schwimmverein und Sportbund ihre eigenen Wege gehen müssen. So wie er seinen eigenen Weg in Sport, Beruf und Gesellschaft immer weiter gegangen sei, ohne dabei die Augen vor Chancen und Gefahren zu verschließen.

 Genießt nach Jahrzehnten des intensiven Engagements in Spitzenämtern den Ruhestand mit seiner großen Familie und bleibt ein Sport-Enthusiast: Der Gelnhäuser Dr. Rolf Müller. Foto: Ludwig

 Gelnhäuser Neue Zeitung