Gelnhäuser Triathlet Rafael Ruppel bewältigt Ironman auf Hawaii in 9:36 Stunden
Fast wäre der Traum, beim Ironman auf Hawaii zu finishen, für den Gelnhäuser Triathlet Rafael Ruppel geplatzt wie der Fahrradschlauch seiner Rennmaschine. Doch in 9:36: 11 Stunden überquerte der gebürtige Ulmbacher nach 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und einem Marathonlauf die Ziellinie als 442. der Gesamtwertung und 105. in seiner Altersklasse.
„Die Platzierung bei der Triathlon-Weltmeisterschaft war für mich weniger entscheidend. Es galt nur, ins Ziel zu kommen. Dafür habe ich ein ganzes Jahr lang hart gearbeitet“, berichtete der 34-Jährige und kündigte an: „Das war nicht mein letzter Ironman auf Hawaii.“ Eineinhalb Wochen vor dem großen Wettkampf war er mit einem kleinen Betreuerteam angereist. „Nach 16Stunden steigt man aus dem Flieger und wird von einer schwülen Wärme überflutet, an die man sich erst gewöhnen muss. Ich bin noch immer überwältigt von den vielen unvergesslichen Erlebnissen. Diese Insel ist der Wahnsinn.“
Viele Schwimmeinheiten im offenen Meer standen auf der Agenda. „Die bunten Fische lenkten mich im positiven Sinne vom Training ab. Einmal haben mich sogar Delfine begleitet“, erzählte der Ulmbacher und die Augen strahlten. „Im Wettkampf war es zunächst wie in einem Haifischbecken, als sich Tausende Athleten ins Wasser stürzten. An der Wendemarke wurde es richtig turbulent. Da bekam ich einige Tritte und Stöße ab. Aber ich bin recht gut durchgekommen, auch wenn es mir vom Salzwasser übel wurde.“
Der Wechsel aufs Rad erfolgte flott. „Mein Trainer Maria Schmidt-Wendling, ein ehemaliger Radprofi, hatte mir eingebläut, nur nicht zu überpacen und darauf zu achten, nicht in einer Gruppe zu fahren, weil dann Zeitstrafen drohten.“ Im Vorfeld hatte Ruppel großen Respekt vor dem Gegenwind nach der Wende. Doch glücklicherweise war es beim Wettkampf fast windstill. „Bei Kilometer 160 haben mich die Götter dann ausgebremst. Eine leere Colaflasche – das Wegwerfen wird mit Zeitstrafen geahndet – löste sich nach einem Windstoß aus der Flaschenhalterung unter dem Sattel und verklemmte sich zwischen Rahmen und Hinterrad. Bei 50 Stundenkilometer kam es zu einer Vollbremsung. Durch ein Loch im Reifen ist der Schlauch geplatzt und auch der Ersatzschlauch überstand das Aufpumpen nicht.“ In höchster Not blieb Ruppel aber ruhig und vermied jede Hektik. Nach einer Viertelstunde bekam er von einem Reifenservice einen Ersatzreifen und weiter ging es. „Trotz der Panne war ich mit 4:52 Stunden schneller als in Frankfurt. Ich habe mich richtig auf den Marathonlauf gefreut.“ Kilometer für Kilometer sei es nur geradeaus gegangen. Auf dem Highway habe es keinen Schatten gegeben. Es sei drückend heiß gewesen. „Die Wärme laugte mich aus. Aber so richtig eingebrochen bin ich nicht. Das Ziel vor Augen bringt einen weiter. Ich hatte so ein Glücksgefühl in mir. Nur auf den letzten fünf Kilometern habe ich stark abgebaut.“ Zwischendurch habe er sich sogar mit anderen Athleten unterhalten. Das hätte zusätzlich motiviert. „Der Ironman auf Hawaii ist eine Abfolge von vielen Trainingseinheiten, die an einem Tag zusammengefügt und abgearbeitet werden. Ich glaube, ich habe alles richtig gemacht. Mein Trainer hat mich professionell vorbereitet.“ Am Abend nach dem großen Wettkampf bekam er Fieber und Halsschmerzen und brauchte einige Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen. „Jetzt gönne ich mir eine Sportpause. Die brauche ich für den Kopf, damit ich mich neu motivieren kann.“
Im kommenden Jahr wird sich Rafael Ruppel nicht auf die Langstrecke konzentrieren, sondern mehr Mountainbike-Rennen fahren. Wann er die Herausforderung Hawaii erneut in Angriff nehmen wird, steht noch nicht fest.
Der Gelnhäuser Rafael Ruppel bewältigte die große Herausforderung „Hawaii-Triathlon“ mit Bravour. FOTOS: RE