Der 28-jährige Lichenröther, der für den SV Gelnhausen startet, hat sich beim Ironman in Frankfurt überraschend ein begehrtes WM-Ticket für Hawaii erkämpft

Von Rainer Michelmann

Wer am Sonntag um 3.30 Uhr aufsteht und sich um 6.25 Uhr in das kalte Wasser des Langener Waldsees stürzt, der muss positiv verrückt sein – oder eben ein „Eisenmann“. Für Janek Fischer hat sich der Aufwand gelohnt. Der Ex-Fußballer (SG Freiensteinau, Hochland Fischborn) hat sich sogar für den Ironman auf Hawaii am 26. Oktober qualifiziert.

Beim Ironman Frankfurt machten sich wieder mehr als 3 000 Teilnehmer auf die mörderische Strecke der Langdistanz von 3,86 Kilometer Schwimmen und 180,2 Kilometer Radfahren, um am Ende noch einen Marathonlauf von 42,195 Kilometern zu bestreiten. Mit dabei war auch der 28-jährige Fischer. Nach 9:52,43 Stunden stand für ihn Rang 372 zu Buche. Der gebürtige Lichenröther, der für den Schwimmverein Gelnhausen startet, hat auch bei der SG Freiensteinau seine Spuren hinterlassen, mit der er 2019 Meister der Kreisoberliga wurde. Dass er in Frankfurt so eine gute Platzierung erreicht hat, ist fast schon ein kleines Wunder.

Genau vor einem Jahr wollte er schon einmal beim Ironman Frankfurt starten. Nach einem Armbruch zwei Wochen vor dem Start folgte eine längere Ausfallzeit. Seit vielen Jahren betreibt er fast schon professionell Triathlon und Ironman. Schwimmen, Radfahren und Laufen – da ist Janek Fischer in seinem Element. Der Adrenalin-Kick bringt ihn voran. Bei den verschiedenen Veranstaltungen in Europa (Zell am See, Dresden, Luxemburg, Slowakei) und der Ironman-Weltmeisterschaft in St. George/Utah errang er in der Vergangenheit schon gute Platzierungen und machte positiv auf sich aufmerksam. Beim Ironman in Frankfurt löste Fischer das Ticket für Hawaii. Der Sieger Kristian Blummenfelt (Norwegen) erreichte nach 7:27,21 Stunden das Ziel.

28-Jähriger von seiner eigenen Leistung überrascht

Fischer benötigte 9:52,43 Stunden: der 372. Platz von über 3 000. Der 28-Jährige brauchte für die 3,86 Kilometer lange Schwimmstrecke 1:03,55 Stunden. „Damit habe ich gar nicht gerechnet und bin deshalb super zufrieden, denn ich bin dieses Jahr im Training nur 30 Kilometer geschwommen“, erklärt Fischer. Die Uhr blieb nach 180,2 Kilometern Radfahren bei 4:48,52 Stunden stehen: „Ich hatte nach dem Schwimmen Magenprobleme. Vielleicht habe ich zu viel Wasser geschluckt. Mit der Zeit hat sich das aber gelegt.“ Danach lief er den Marathon von 42,195 Kilometern in 3:49,42 Stunden.

Vor dieser fantastischen Leistung kann man nur den Hut ziehen. Auch deshalb werden die Teilnehmer „Eisenmänner“ oder „Eisenfrauen“ genannt. „Wenn man bedenkt, wie wenig ich trainieren konnte, bin ich mit dem gesamten Ironman zufrieden. Mein großer Dank gilt wieder meiner Familie. Ohne die wäre das alles nicht machbar“, so Fischer. Janek Fischer pflegt eine Maxime: aus jedem Wettkampf das Bestmögliche rausholen. Immer alles geben, dann braucht man sich auch nichts vorzuwerfen. Ein „normaler“ Sportler kann sich diese Strapazen nicht vorstellen. Aber der SVG-Triathlet verblüfft mit einer Aussage bezüglich der fast zehn Stunden Leistungssport am Stück in Frankfurt: „Es sieht von außen als Zuschauer schlimmer aus, als es im Rennen ist. Bei mir hat es sich gut angefühlt. Ich habe während des Rennens an meine Trainings-Kilometer und an meine Familie gedacht. Ich will denen auch was zurückgeben. Deshalb war Aufgeben nie eine Option für mich. Der Mythos beim Ironman lautet: Wenn man etwas angefangen hat, sollte man es auch beenden.“

Privates Crowdfunding 
gestartet

Das sind bemerkenswerte Worte nach fast zehn Stunden knallharter Strapazen. Nicht nur die Familie zieht mit. „Ich werde von Oliver Klüh aus Grebenhain mit einer Spende unterstützt. Das hilft mir enorm weiter.“ Wer Janek Fischer auch in Zukunft helfen will, kann ihn unter 0170/7034077 kontaktieren. „Wir haben ein privates Crowdfunding eröffnet. Da kann man auch anonym unter paypal.com/pools/c/97f4wG0rNF spenden“, fügt Janek Fischer hinzu.

Auf der Seite sieht man auch den Ist-Stand des Spendeneingangs. Alle Ironman-Veranstaltungen, aber besonders der Hawaii-Ironman sind eine kostspielige Angelegenheit. Alleine das Startgeld beträgt 1 600 Euro. „Nach meiner Qualifikation in Frankfurt musste ich das Geld per Kreditkarte sofort bezahlen“, war auch Fischer etwas überrascht. „Wir sprechen für zwei Personen Hawaii ganz schnell von 18 000 bis 20 000 Euro. Wir versuchen, es so günstig wie möglich hinzubekommen. Wir reisen eine Woche vorher an, damit ich mich an das Wetter und die Begebenheiten gewöhnen kann“, erzählt Fischer. Das Klima auf Hawaii und die Geografie der Insel halten noch weitere Hürden für die eisernen Ausdauersportler bereit. Schwimmen findet im offenen Meer statt.

Teils starker Wellengang könnte ein Problem werden. Lavafelder vergangener Vulkanausbrüche säumen die Rad- und Laufstrecke. Subtropische Temperaturen steigern den Schwierigkeitsgrad noch mal. Schatten sucht man vergebens. „Ich bin auch bei uns hier bei den schwülen Temperaturen draußen gelaufen. Aber da wird es noch heißer.“

Seitenwinde an der windgepeitschten Küste zwingen die Teilnehmer zur höchsten Konzentration. Auch darauf hat Janek Fischer eine profihafte Antwort parat: „Schwimmen im offenen Meer bei Salzwasser hatte ich auch noch nie. Aber das meiste passiert im Kopf …“ Der legendäre Ironman auf Hawaii ist ein globales Ereignis. Es ist auch für Fischer der unmissverständliche Test von Körper, Geist und Seele.

 Janke Fischer (SV Gelnhausen) zeigte sich bei der Ironman-EM in Frankfurt in Topform. Jetzt ruft der legendäre Wettkampf in Kona auf Hawaii. FOTO: FISCHER

 Gelnhäuser Neue Zeitung