SV Gelnhausen trotzt Corona mit ausgeklügeltem Trainingsplan
Noch Anfang dieses Jahres jubelten die Schwimmer des SV Gelnhausen über den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Durch die Corona-Krise sitzen die Sportler jedoch buchstäblich auf dem Trockenen. Um seine Schützlinge möglichst fit zu halten, tauscht SVG-Chefcoach Robin Rausche die Schwimmbrillen gegen Fahrräder und tüftelt an Wochenplänen, Workouts und Theorieeinheiten.
Wegen Schwimmbadschließungen in Folge der Corona-Pandemie sind die Schwimmer des SV Gelnhausen gezwungen, die Trainingseinheiten unter Wasser durch Trockenübungen zu ersetzen. „Normalerweise sind wir 80 Prozent der Zeit im Wasser, nun müssen wir auf 100 Prozent Landtraining umsteigen“, beschreibt Coach Robin Rausche die Auswirkungen der Krise. Seit dem 1. April wären die Barbarossastädter außerdem eigentlich in ihrem Trainingslager auf Zypern und würden sich in sechs bis acht Übungsstunden pro Tag für die neue Saison stählen. Das Camp wurde jedoch abgesagt, gemeinsame Trainingseinheiten sind infolge der Ausgangsbeschränkungen ebenfalls gestrichen. So führt Rausche seine Truppe langsam an Trockenübungen heran.
„Ohne Kommunikation geht es nicht“, hebt der Chefcoach hervor. Deshalb bleibt er per Whatsapp-Gruppe mit seinen Sportlern in Kontakt, die „Runtastic-App“ dient zusätzlich zur gegenseitigen Unterstützung. Wöchentlich erreicht die SVG-Schwimmer ein Trainingsplan mit Anweisungen, „was an welchem Tag zu machen ist“. Statt Kraulen und Schmetterling heißt es also Laufen und Radfahren. „Die Alternativen sind Walken, Inlinerfahren und Rudern, manche haben auch ein Steppgerät zur Verfügung. So wird das Training nicht allzu eintönig“, ist Rausche um Abwechslung bemüht. In der „Grundlageneinheit“ folgen auf 45 bis 60 Minuten Laufeinheit eine bis zwei Stunden auf dem Fahrrad. Dazu kommen „Tempospiele“ wie über einen Berg laufen, um die Belastung zu erhöhen. Das Grundlagentraining wird montags, mittwochs und freitags von Körperkraftzirkeln ergänzt. „Außerdem leite ich ein 30-minütiges Dehnprogramm“, so Rausche, der auch im Trockenen sein besonderes Augenmerk auf die Muskulatur legt. Dienstags, donnerstags und samstags sollen zusätzlich Sprungkraft und Koordination gefördert werden. Weitere Übungen mit dem Theraband sind vorgesehen, um Schulter und Oberkörper bestmöglich zu stärken.
„Grundsätzlich haben alle den gleichen Plan, jeder kann die Übungen aber auf seinem Level machen“, erklärt der Trainer. Für seinen zu betreuenden Europameister hat Rausche jedoch noch Übungen auf der Rollbank eingeplant, um „bewegungskonform“ weiter zu trainieren.
Pilates, Yoga, Aerobic und Kickbox-Übungen
„Das Training soll interessant bleiben, deshalb sind zwei Workouts pro Woche eingeplant“, legt der SVG-Coach offen. Dazu dreht er Pilates-Videos oder macht Yoga-Einheiten vor. „Zum Glück habe ich einen engagierten Trainerstab, der mich unterstützt“, lobt Rausche und ergänzt: „Über Youtube greifen wir auch auf Aerobic- und Kickbox-Übungen zurück.“ Auf dem Landgang des SVG bleibt zudem mehr Zeit für theoretische Erklärungen, sodass der Trainer jede Woche unter ein bestimmtes Thema stellt. „Zuerst haben wir über Regeneration gesprochen, danach folgte Ernährung“, dokumentiert er. In Woche zwei stellten seine Sportler einen Smoothie, ein Mittagessen oder ein anderes gesundes Produkt vor, um dann gemeinsam auf förderliche Inhaltsstoffe einzugehen. „Danach haben wir uns mit dem mentalen Training beschäftigt, also Meditation, Atem- und Konzentrationstraining behandelt. Die darauffolgende Woche habe ich alles Bisherige aufgegriffen“, präsentiert der Übungsleiter.
Wöchentlich hält Rausche außerdem eine Videoansprache, „mal eher lustig, mal ernst“. Eine Rückmeldung seiner Sportler bekommt er samstagabends ebenfalls per Videobotschaft. „Wie war die Woche körperlich? Welche Schwierigkeiten hatten sie? Wo brauchen sie meine Unterstützung?“, fasst der Schwimmlehrer zusammen, der ab dieser Woche auch in einer Zoom-Konferenz mit seinen Schützlingen Kraftübungen, Cooldowns und Co. durchführt, um die Bewegungsausführung zu beobachten.
„Die Stimmung ist gut, die Sportler sind dankbar, dass sie was machen können“, berichtet Rausche, stellt aber klar: „Natürlich wartet jeder darauf, wieder ins Wasser zurückzukehren. Manche haben sich sogar ein Drei-Meter-Planschbecken aufgestellt, um das Wasserfeeling zu erhalten.“ Trotz des andauernden Landgangs seiner Schwimmer verliert Rausche sein Ziel nie aus den Augen: So fit wie möglich in sein Element zurückkehren.
Schnappschüsse aus dem Trainingsalltag des SV Gelnhausen in Zeiten von Corona: Die SVG-Asse müssen sich an Land fit halten.
Zu den vielseitigen Einheiten von Trainer Robin Rausche gehören auch Pilates, Yoga oder Kickboxen.
Die SVG-Talente beim Seilspringen…
… und bei Krafteinheiten. FOTOS: RE