SV Gelnhausen: Dirk Janssen über alternatives Training, die Liga-Absage und Leistungsträger von morgen

Der zweite Lockdown hat den SV Gelnhausen erneut eingeholt. Statt ins Wasser stürzen sich die Schwimmer nun in ihr Individualtraining. Eine baldige Rückkehr in den Wettkampfmodus ist ein Traum der SVG-Sportler, der ob der Absage der Bundesliga jedoch in Ferne gerückt ist. SVG-Geschäftsführer Dirk Janssen sieht neben den unmittelbaren Folgen auch zukünftig durch den ausbleibenden Nachwuchs ein Problem.

Für Anfang Februar waren die Mannschaftswettkämpfe der 2. Bundesliga angesetzt, bei denen die Schützlinge von SVG-Trainer Robin Rausche an den Start gehen. „Die erste und zweite Bundesliga wurde – wie von der GNZ bereits berichtet –offiziell abgesagt, in Hessen ist die Lage noch unklar“, informiert Dirk Janssen, erster SVG-Geschäftsführer, und vermutet: „Wenn auf Deutschlandebene alles abgesagt wurde, ist das auf der hessischen wahrscheinlich.“

Immerhin hängen die Ligen durch Aufstiegs- und Abstiegsregelungen aneinander. Dass der SVG sich dadurch ein Jahr länger als Bundesliga-Mitglied betiteln kann, ist für den Schwimmer „Galgenhumor“. Den Barbarossastädtern ist ob der aussichtslosen Lage nämlich nicht zum Scherzen zumute: „Wir müssen uns von Woche zu Woche durchhangeln. Als ein Mini-Lockdown angekündigt wurde, hatten wir für den 5. Dezember einen Testwettkampf mit Großkrotzenburg geplant und mussten ihn dann absagen. Schade, dass wir trotz gutem Hygiene-Konzept kein regelmäßiges Training ausrichten können.“

Trainings-Adventskalender

Nur wenige Sportler wie Niklas Frach, der in einer Landessportschule trainiert, haben Zugang zu einem Becken. Ein „Traum“ wäre es daher, eine größere Gruppe in einem Hallenbad unterbringen. „Aber dafür brauchen wir eine Genehmigung.“ Mit den Offiziellen des Deutschen und Hessischen Schwimmverbands stehe die SVG-Führungsriege in gutem Kontakt; allerdings ist in nächster Zeit aufgrund der allgemeinen Corona-Lage kaum mit entsprechenden Neuigkeiten zu rechnen.

Das Ersatzprogramm ist ähnlich wie im ersten Lockdown, wurde aber individuell und saisonal angepasst. Jeden Tag gibt Coach Robin Rausche einen Aufgabenbereich vor. Auch vereinsübergreifend wird kooperiert: „Gießen hat auf Insta-gram Trainingseinheiten gepostet. Einmal hatten wir ein Workout eines Olympiasiegers mit Gruß aus Amerika.“ Eine gewisse „Knautschzone“ bei der Gewissenhaftigkeit in der Ausführung bleibt jedoch. Eine weitere Trainingsmethode: ein Adventskalender, bei dem jeden Tag ein anderer Sportler das imaginäre Türchen aufmacht, Übungen vorstellt und über WhatsApp verbreitet. „Schön, dass Robin die Sportler in Mitverantwortung nimmt. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Man merkt, dass sich alle bemühen“, lobt Janssen die Kreativität, erkennt aber auch wehmütig: „Eine Träne ist da.“ Denn der Trainingsumfang kommt nicht an den gewöhnlichen heran. Außerdem bleibe bei den Sportlern ein Gefühl von Bestrafung und die Frage nach dem Warum. „Wir haben doch alles richtig gemacht“, gibt der SVG-Akteur den Tenor aus Mannschaftskreisen wieder. In Bezug auf die Motivation im Team bemerkt er: „Die Vorfreude auf einen Wettkampf spornt normalerweise an, sich im Training zu verausgaben. Das fehlt natürlich.“ Die „Lücke“ die so nach dem ersten Lockdown entstanden ist, haben die Schwimmer im Sommer wieder geschlossen. „Einen Tag vor dem Lockdown wären wir auf Wettkampfhöhe gewesen“, bedauert der erste Geschäftsführer.

Große Sorge in Sachen Nachwuchs

Als „am schlimmsten“ betitelt Janssen jedoch den Ausfall der Schwimmkurse sowie des Breitensports. „Auch der Draht zu den Grundschulen geht verloren. Das ist unsere Basis“, findet der SVG-Funktionär. Die Konsequenz: Die „Leistungsträger in zehn Jahren“, die nun mit dem Schwimmen anfangen würden, werden den Barbarossastädtern fehlen. Bei ausbleibendem Zuwachs verzeichnet der Verein zusätzliche Abgänge wie Jannik Wegmann, die sich wegen der Corona-Lage aus dem Wettkampfteam ausklinken. Die Corona-Krise wird den SV Gelnhausen also nicht nur in naher Zukunft beim Kampf um die Rückkehr ins Wasser, sondern auch noch in einigen Jahren beschäftigen.

 SVG-Geschäftsführer Dirk Janssen analysiert die aktuell prekäre Gesamtlage beim SVG. FOTO: RE

 Gelnhäuser Neue Zeitung