Der Präsident des Landessportbundes befürwortet die Forderung nach einem Bewegungsgipfel
Bewegung ist in Corona-Zeiten bei vielen Menschen zu kurz gekommen. Zu spüren bekam das auch der organisierte Sport, der im Jahr 2020 einen deutlichen Mitgliederrückgang zu beklagen hatte. Besonders dramatisch: In vielen Vereinen blieben Kinder fern – und das in einem Alter, in dem die Basis für ein aktives und sportliches Leben gelegt wird. Obwohl die Mitgliederzahlen mittlerweile wieder steigen, spricht sich Dr. Rolf Müller (Gelnhausen) für einen Bewegungsgipfel der Bundespolitik in diesem Jahr aus. Dazu hatten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Deutsche Sportjugend (dsj) die Bundesregierung in einem gemeinsamen Appell aufgerufen.
Der Präsident des Landessportbundes Hessen (lsb h) bezieht klar Stellung: „Die Themen Sport und Bewegung müssen wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Nur so kann man dem Bewegungsmangel in unserer Gesellschaft entgegenwirken und die Folgen der Corona-Pandemie abmildern“, betont Müller.
DOSB und dsj hatten gefordert, Bewegung als Querschnittsaufgabe in allen Ressorts zu begreifen – also als Aufgabe, die nicht nur die Bereiche Sport, Gesundheit und Bildung, sondern auch Soziales, Jugend, Verkehr und Stadtentwicklung betrifft. „Dieser Ansatz ist wichtig, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, die für einen aktiven Lebensstil bei Jung und Alt wichtig sind“, erläutert Müller. Entscheidend sei nicht nur, bestehende Sportstätten zu pflegen und weiterzuentwickeln. Denn es gehe auch darum, veränderten Bedürfnissen gerecht zu werden und alternative Angebote zu ermöglichen. „Viele Menschen wollen sich nicht nur in Hallen oder auf Sportplätzen körperlich betätigen, sondern auch auf Anlagen in Parks, im Wald oder der Innenstadt“, weiß Müller. Um diesem Trend Rechnung tragen zu können, müsse Bewegung und Sport noch stärker in der Stadtentwicklung berücksichtigt werden. „Auch das Thema Barrierefreiheit spielt eine große Rolle“, ergänzt Müller.
dsj-Vorsitzender Stefan Raid hatte zudem betont, dass Bewegung und Sport „als Grundlage für das gesunde Aufwachsen“ von Kindern und Jugendlichen anerkannt werden müsste. Dieser Position pflichtet der hessische Sportchef bei. „Wir müssen uns intensiv um die jüngeren Zielgruppen bemühen, denn Sport ist für die körperliche und seelische Entwicklung enorm wichtig“, sagt Müller. „Wegen des langen Lockdowns sind viele kleine Kinder bislang leider nicht mit dem organisierten Sport in Berührung gekommen. Wenn wir sie jetzt nicht erreichen, erreichen wir sie womöglich nie“, verdeutlicht Müller.
In vielen Sportarten seien bei Heranwachsenden im vergangenen Jahr zwar wieder deutliche Zuwächse zu verzeichnen gewesen. Doch die Herausforderung bestehe vor allem darin, jene Kinder für den organisierten Sport zu gewinnen, die sich pandemiebedingt anderen, bewegungsärmeren Hobbys und dem Daddeln auf Spielekonsolen oder dem Smartphone gewidmet hätten. Zudem verweist der Präsident auf einen weiteren zentralen Aspekt, der beim Thema Bewegung verstärkt mitgedacht werden müsse: „Unsere Gesellschaft wird aufgrund des demografischen Wandels immer älter. Das bedeutet, dass sich die Anforderungen an Sport- und Bewegungsstätten und spezifische Angebote verändern werden“, unterstreicht der hessische Sportchef.