Der Gelnhäuser Oliver Hodatsch gilt als Wegbereiter und frühe Lichtgestalt der heimischen Triathlonszene – Sein Motto lautet: „In der Kraft liegt die Ruhe“
Mit insgesamt neun Starts beim legendären Ironman auf Hawaii zählt der Gelnhäuser Triathlet Oliver Hodatsch immer noch zu den herausragenden Ausdauersportlern im Main-Kinzig-Kreis. 1994 schaffte es der „Langdistanzathlet der ersten Stunde“, einen herausragenden 66. Platz bei der Weltmeisterschaft in Kailua-Kona zu belegen, dem Ort der Austragung auf der Insel Big Island. Der 57 Jahre alte Hodatsch sowie Matthias Bechtold, Adi Kohr, Elisabeth Nohel und der Wächtersbacher Franz Karl waren zu jener Zeit die Begründer der hiesigen Triathlonszene. Diese hatte mit der Gründung der Triathlonabteilung beim Radfahrverein Tria Wächtersbach und beim Schwimmverein Gelnhausen ihre Ausgangspunkte.
WAS MACHT EIGENTLICH?
Drei Monate vor seinem ersten Start auf Hawaii erreichte Hodatsch, beim damals einzigen Ironman-Triathlon auf deutschem Boden (es gab sechs weltweit), bei dem die ganze Weltspitze am Start war, einen nicht für möglich gehaltenen 25. Platz im Elitefeld im fränkischen Roth und qualifizierte sich für das Abenteuer auf der Vulkaninsel Hawaii. Hodatsch distanzierte an diesem Tag Athleten, die für ihn „Vorbilder und Idole“ der Sportart waren, wie er sagt. Darunter auch den sechsfachen Hawaiisieger Marc Allen, der einen nicht so guten Tag erwischt hatte und hinter Hodatsch das Ziel erreichte.
Als der Gelnhäuser damals für seinen Freundes- und Bekanntenkreis in unfassbaren 8:51,17 Stunden über die Ziellinie lief, wusste der ehemalige Fußballer (er spielte in Niedermittlau unter anderem mit der dortigen Größe Frank Loder) noch nicht, wie sehr genau dieser Zieleinlauf die nächste Dekade seines Lebens positiv beeinflussen und verändern sollte. Sein Arbeitgeber, die Deutsche Post AG, die gleichzeitig als Hauptsponsor bei der Veranstaltung fungierte, war von der Leistung des großen und schlanken Athleten im gelben Posttrikot so begeistert, dass daraus eine zehnjährige Kooperation entstand und Oliver Hodatsch ein Leben als Halbprofi ermöglichte.
Ironman in Roth 1994: Die Initialzündung für eine grandiose Karriere
Der Ausnahme-Athlet wurde in der Folge Sportrepräsentant seines Arbeitgebers und des Triathlonsports. Es folgten Auftritte mit dem Entertainer Harald Schmidt und dem Abenteurer Reinhold Messner sowie vielen anderen Stars bei Werbeveranstaltungen. „Das war eine tolle Zeit, weil ich viele Begegnungen mit interessanten Menschen aus dem Showgeschäft hatte und sehr viel rumkam.“
Seinem Arbeitgeber hält der kantige und sympathische Sportler, der auch heute noch gerne hawaiianischen Kaffee trinkt und dabei hawaiianische Musik hört, nach wie vor die Treue: Er arbeitet im Qualitätsmanagement in Offenbach. Große Dankbarkeit gilt darüber hinaus aber auch seinen anderen Sponsoren und Förderern, die ihn über die vielen Jahre unterstützt und begleitet haben.
„Wenn ich zurückblicke, erinnere ich mich sehr gerne an meine erste Hawaiireise und einen besonderen Moment im Meer. Mein Freund und Teamkollege Adi Kohr war damals als Betreuer und Fotograf mit mir auf die Insel gereist. Am zweiten Tag waren wir am White Sands Beach am Ali´i Drive in Keauhou und haben uns vorher in einem Fast-Food-Restaurant Bestell-Tabletts ausgeliehen. Mit denen sind wir dann in die großen und starken Wellen – wir hatten so viel Spaß beim ‚Body-Surfing‘. Jürgen Zäck und Mike Pigg, damals große Stars der Szene, waren auch mit uns in den Wellen. Wir haben uns alle gemeinsam so gefreut, hier zu sein, in diesem Paradies. Natürlich war das Ergebnis mit Platz 66 auch ganz gut“, schmunzelt Hodatsch.
Lob und Respekt für die Bundesliga-Mannschaft des TV Bad Orb
Die vielen Geschichten seines Sportlerlebens möchte Hodatsch nicht missen. Neben seinen insgesamt 25 Langdistanzen startete er zusammen mit Kohr auch in der 1. Triathlon-Bundesliga für das Team Tri-Michels aus Hamburg. „Die kurzen Strecken waren eher was für meinen Teamkollegen Adi. Es stimmt mich heute sehr glücklich, dass die gemeinsam erlebten Erfahrungen nun auch beim TV Bad Orb in der 1. Triathlon-Bundesliga weiterleben. Ich bin schon beeindruckt, was die Orber Mädels über die kurzen Strecken, besonders beim Schwimmen und Laufen, können. Selbst in meinen besten Zeiten wäre ich da wohl nicht mitgekommen. Beim Radfahren würden wohl allen die Muskeln brennen“, sagt der Wegbereiter der heimischen Triathlonszene.
Die gemeinsamen Reisen zum Wettkampf und die Wettkampferlebnisse, die deutsche Elite, die Hodisch und Kohr nach und nach bei den Wettkämpfen kennenlernen durften, hat viele ehrliche Freundschaften ermöglicht. „Das hat sich in unser sportliches Bewusstsein eingebrannt und Erlebnisse geschaffen, die uns auch heute noch begleiten,“ freut sich Hodatsch weiter.
Leitmotiv: „Nur was man trainiert, kann man auch.“
Darüber hinaus hält sich „Eisen-Oli“, wie er scherzhaft von seinen Freunden genannt wird, durch Radfahren auf der Straße und im Wald fit. Den letzten Triathlon hat er vor drei Jahren in Bad Arolsen so zum Spaß absolviert. Wie er durchblicken lässt, hat sich die Triathlonwelt seiner Meinung nach gänzlich verändert. So hat er den Eindruck, dass mittlerweile selbst bei Hobbysportlern nur noch die Leistung zählt und fast jeder einen Trainer hat. „Heute wird sich mehr um das Material und die Präsenz als um das Training gekümmert, das war bei uns anders. Triathlon ist Arbeit, gerade auf der Langdistanz. Das sollte man wissen. Nur das, was man trainiert, kann man auch.“ Wer den Sport nebenher als Ausgleich betreibe, benötige sowieso keinen Tipp, meint Hodatsch, „oder wenn, dann vielleicht mein wichtigster Rat: Nicht quatschen – machen! Mein persönliches Motto ist: In der Kraft liegt die Ruhe.“
Ein Ratschlag des Mentors an die neue Triathlon-Generation
Und er fügt mit Blick auf die heutige Triathlon-Generation hinzu: „Freut euch an der Bewegung und der Natur, an den Menschen, die mit euch die Rennen bestreiten, und seid neugierig auf die kleine Dinge, besonders auf das tolle Gefühl, das sich während und nach dem Training einstellt – das hat man immer, auch wenn man bei einem Triathlon als Letzter über die Ziellinie läuft“, meint der einst schnellste Langdistanzathlet der Region abschließend.
Erreichte als Triathlet in den 90er-Jahren Weltklasse-Niveau und gilt in der heimischen Region bis heute als die prägende Leitfigur dieser facettenreichen Sportart: Der neunmalige Hawaii-Finisher Oliver Hodatsch. Fotos: Privat