Durch Corona ist auch im Spitzensport einiges anders. Wettkämpfe werden verschoben oder abgesagt, Training ist gar nicht oder nur eingeschränkt möglich, Trainingslager finden nicht statt.
Für Niklas Frach bedeutete dies im Mai, dass die Europameisterschaften im Freiwasserschwimmen auf den Mai 2021 verschoben wurden. Hatte er sich für diese bereits qualifiziert, wurde die Nominierung durch die Verschiebung aufgehoben. Bitter für das Ausnahmetalent vom Schwimmverein Gelnhausen, da er sich nun erneut dafür qualifizieren muss.
Ein besonderes Trainingshighlight wäre für Frach in diesem Jahr ein Höhentrainingslager mit dem Deutschen Schwimmverband in der Sierra Nevada. Der Vernunft folgend, wurde dieses unter Pandemiebedingungen storniert. Derer Verband dachte sich aber etwas Neues für seine Spitzensportler aus und organisierte sowohl Höhengeneratoren als auch Höhenzelte. Seit drei Wochen simuliert Frach nun die Höhe im heimischen Wohnzimmer oder an seinen Trainingsorten. Da der Generator nicht im Wasser getragen werden kann, bedeutet das zwei zusätzliche Stunden Athletiktraining am Tag. Der Generator entzieht der Luft Sauerstoff und führt die Luft über einen Schlauch und eine Maske dem Sportler zu. Dadurch soll der langfristige Effekt erzeugt werden, mehr rote Blutkörperchen zu bilden, um während des Wettkampfs ein höheres Energieniveau bereitstellen zu können. Nachts schläft Frach in einem kleinen Höhenzelt, welches sich um seinen Kopf befindet. Dies hat einen positiven Einfluss auf die Regenerationsfähigkeit. Um diese positiven Effekte erzielen zu können, muss Frach mindestens 12 Stunden am Tag über einen Zeitraum von fünf Wochen die sauerstoffverringerte Luft einatmen. Die Sauerstoffsättigung wird immer wieder mit einem Pulsoximeter überprüft, damit der Wert nicht zu gering ist und der Sportler statt einer Leistungssteigerung einen Schaden erleidet.
Zusätzliche Unterstützung erfährt Frach durch eine befreundete Schwimmverfamilie, welche mit einem Ruderergometer und Laufband ausgestattet ist. Hier kann der SVGler drei Mal in der Woche sein Ausdauertraining absolvieren. Zusätzlichen Beistand erhält er von seinem Physiotherapeuten Maximilian Schuller und der Praxis MAINKOERPER 360°, durch die er therapeutisch behandelt wird. Hier kann er noch zwei Einheiten auf dem Radergometer absolvieren. Zuhause trainiert Frach zweimal in der Woche mit dem Kettlebell, um seine Kraftausdauer zu verbessern. Weitere athletische Einheiten füllt er mit Yoga, Tabata, HIIT Workouts. Das klassische Dehn- und Beweglichkeitstraining ergänzt seinen Trainingsalltag.
Diese Trainingsumgestaltung bedarf für den Studenten einer guten Organisation. Zum einen muss er seine 12 Stunden pro Tag am Generator erreichen und zum anderen das zusätzliche Landtraining in seinen Alltag mit Universität und dem Wassertraining, welches aktuell am Landesleistungsstützpunkt Frankfurt stattfindet, integrieren. Nach drei Wochen Alltag und Training unter Höhenluftbedingungen spürt Frach bereits Verbesserungen im Bereich der Regeneration und Fitness im Wasser und würde sich sehr freuen, wenn das nächste echte Höhentraining, das für März anberaumt ist, tatsächlich stattfinden könnte.
Niklas Frach