Nach 55 Jahren scheidet Dr. Rolf Müller aus dem Vorstand aus – morgen steht die Wahl des neuen Vorsitzenden an
Der Schwimmverein Gelnhausen ist für die Zukunft gerüstet und „gesellschaftlich, wirtschaftlich und sportlich in guter Verfassung“, betonte der kommissarische Vorsitzende Dr. Rolf Müller, der sich nach 55 Jahren Vorstandsarbeit – davon 20 Jahre in vorderster Front – zurückzieht.
Sein Nachfolger wird auf der morgigen Mitgliederversammlung aller Wahrscheinlichkeit nach David Behnsen werden. „Der Generationswechsel ist damit endgültig vollzogen. Alle anderen Vorstandsmitglieder sind bereits seit einem Jahr aktiv. Die digitale Schiene kann weiter ausgebaut werden“, hob Müller als Bilanz seiner letzten Amtszeit hervor.
72-Jähriger kandidiert auch nicht mehr für das Präsidenten-Amt des Landessportbundes
Auch beim Landessportbund wird der 72-jährige Spitzenfunktionär im kommenden Jahr nicht mehr als Präsident kandidieren. „Die Mitgliederzahl im Schwimmverein Gelnhausen liegt konstant bei rund 750. Mit einer großen Anzahl an jungen Übungsleitern sind wir gut aufgestellt. Besonders freut mich, dass im Vorstand sich ehemalige Schwimmer, Wasserspringer und Triathleten engagieren.“
Wie selbstverständlich trainiere der zweimalige Olympiateilnehmer Dieter Dörr die jungen Wasserspringer. Er habe mit den Sportlern eine Engelsgeduld. Auch die Ausnahmeathletin Barbara Schaal halte dem Verein die Treue. Sie trainiere im Bundesstützpunkt Heidelberg, wolle Medizin studieren und gehöre zur Elite der deutschen Rückenschwimmerinnen. „Unsere beiden Teams schwimmen in der 2. Bundesliga. Und das mit Eigengewächsen, die keinen Cent bekommen. Darauf darf der Verein richtig stolz sein.“ Seit zwei Jahren ergänze die Schwimmschule Barbarossa die Breitensportaktivitäten. Darüber gebe es Kurse für Kinder und Erwachsene, in denen die verschiedenen Schwimmtechniken vermittelt und mehr Sicherheit im Wasser gewonnen werde. Dass immer weniger Kinder schwimmen könnten, ist für Rolf Müller beunruhigend. „Nur noch rund 40 Prozent aller Grundschüler schaffen derzeit das soge-nannte Freischwimmerabzeichen.“ Der scheidende SVG-Vorsitzende plädiert dafür, bereits im Vorschulalter schwimmen zu lernen. Kein Verständnis hat er, dass Sportunterricht in vielen Schulen weiterhin als das fünfte Rad am Wagen betrachtet werde. „Aber inzwischen gibt es in Hessen 20 Schulen mit einer täglichen Sportstunde. Das lässt hoffen.“
Neues Buch-Projekt
Mit dem Förderprogramm „SWIM“, das in diesem Jahr auslaufe, habe die Landesregierung eine Trendwende im Bädersterben eingeleitet. „Den Kommunen hilft es gerade in Corona-Zeiten erheblich, dass in den Sanierungsstau der Bäder Geld geflossen ist. In so gezielter Form gibt es die Fördermittel in anderen Bundesländern nicht.“ So seien beispielsweise der Bergwinkelmetropole Schlüchtern für die Sanierung des Hallen- und Freibades über zwei Millionen Euro bewilligt worden.
Mit 17 Jahren stieg Rolf Müller in die Vereinsarbeit als Pressewart ein. Seinen größten Erfolg im Schwimmsport feierte er im Jahre 1969 bei den deutschen Hochschulmeisterschaften, die in Gelnhausen stattfanden, in der 4×100-Meter-Brust-Staffel. Hier holte er mit der Uni Frankfurt den Titel. „Damals beherrschten die Schwimmer meist nur eine technisch anspruchsvolle Disziplin richtig gut. Die Lagenschwimmer waren für uns Genies. Heute können alle Freistil, Rücken, Delphin und Brust aus dem Effeff.“
Intensiv arbeitet der gebürtige Gelnhäuser an seinem neuen Buch „Habgier“. Er könne nicht nachvollziehen, dass der Fußballer Lionel Messi seinen Verein Barcelona nur für die festgeschriebene Ablöse von 700 Millionen Euro verlassen könne. Diese Summe stelle die Europäische Union Griechenland zur Bewältigung der angespannten Lage an der EU-Außengrenze zur Verfügung. „Ein einzelner Mensch soll so viel wert sein?“
Legt die Verantwortung beim SVG nach jahrzehntelangem Engagement ganz bewusst in jüngere Hände: Dr. Rolf Müller. FOTO: KELKEL